Das "Peter-Prinzip" in der Politik
Aufstieg und Fall im Staat Peterland von Franz-Josef Hanke
Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.” Diese alte Volksweisheit bewahrheitet sich leider immer wieder auch in der Politik. Längst ist auch dort das “Peter-Prinzip” eingezogen.
Freilich funktioniert die Negativ-Auslese dort anders als in der Verwaltung. Oft drängen ja gerade solche Menschen in die Politik, die anderswo gar keine echte Chance hätten. Nicht zuletzt wegen dieser “kompetenten” Konkurrenz können sich unfähige Leute gerade in der Politik häufig durchsetzen.
Das Peter-Prinzip beschreibt die Art, wie Menschen in einem bürokratischen System Karriere machen: “In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“
Diese Beförderungs-Struktur wurde 1969 von Laurence J. Peter und Raymond Hull in ihrem Buch “The Peter Principle” beschrieben. In einer Hierarchie steigt demnach jemand auf, wenn er gute Leistungen erbringt. Seine Vorgesetzten sind mit ihm zufrieden und befördern ihn deshalb immer weiter nach oben, weil er ihre Erwartungen erfüllt. Schließlich erreicht er den Posten, für den er optimal qualifiziert ist.
Da er hier weiterhin ganz hervorragende Leistungen zeigt, wird er weiter nach oben befördert. Erst ein, zwei oder gar drei Stufen weiter oben fällt auf, dass der Inhaber für diesen Posten nun nicht mehr hinreichend geeignet ist.
Diese Karriere-Struktur beschreibt das “Peter-Prinzip” fast wie ein Naturgesetz. Viele Zeitgenossen werden dieser Beobachtung sicherlich auch unumwunden zustimmen. Die Erfahrung im Behörden-Alltag geht dann aber noch weiter.
Dort stellt sich bald die Frage, wie man unfähige Leute loswerden kann. Eine beliebte “Lösung” ist das “Weg-Loben”: Kollegen oder Vorgesetzte schieben den unqualifizierten Mitarbeiter an eine andere Stelle ab.
Meistens ist damit aber eine weitere Beförderung verbunden. So erreichen etliche schließlich einen Posten, für den ihre Qualifikation absolut nicht mehr ausreicht. Der Gipfel ihrer persönlichen Karriere stellt gleichzeitig oft auch den Gipfel ihrer persönlichen Inkompetenz dar. Gerade auf vielen höheren Positionen sitzen am Ende völlig unfähige Leute!
Dieses Prinzip gilt auch in der Politik. Dort ist es zudem noch verzahnt mit persönlicher Eitelkeit und Machtgier. Hier zählen neben den Leistungen auch die “Verbindungen” und “Netzwerke”, die ein Mensch im Laufe der Jahre zum Wohle seiner weiteren Karriere aufgebaut hat. Dahinter stehen fachliche Eignung und Kompetenz häufig zurück.
Erkennbare Beispiele für die Verwirklichung des “Peter-Prinzips” in der Politik werden Interessierte leicht finden. Tagtäglich stehen sie allen ja im Fernsehen vor Augen. Tagtäglich ist von ihnen im Radio zu hören oder in den Zeitungen zu lesen. Mit vielen wohlklingenden Worten möglichst wenig zu sagen, ist die einzige Kunst, die fast alle arrivierten Politiker gnadenlos beherrschen.
Prominenteste Personifizierung des “Peter-Prinzips” in der Politik ist sicherlich der amtierende US-Präsident George W. Bush. Über seine fragwürdige Qualifikation für das Präsidenten-Amt brauchen Kritiker wohl kaum ein Wort zu verlieren: Sie besteht vor allem in seinem Namen und der vorausgegangenen Amtszeit seines Vaters George Bush im Weißen Haus. Ein wenig Beten und ein paar markige Worte würzen diese “herausragenden Fähigkeiten” noch so, dass viele einfachere Geister das Ganze grandios finden.
Funktioniert hat diese Mischung freilich nur, bis sich der von Bush junior angezettelte Irak-Krieg als militärisches und politisches Fiasko erwies. Umweltpolitisch scheint der Mann im Weißen Haus entweder halsstarrig oder begriffsstutzig zu sein. Jedenfalls sieht er offenbar nicht die deutlichen Warnungen an der Wand.
Doch hinter ihm sitzt ja ohnehin sein Vizepräsident. Dick Cheney scheint der eigentliche Machthaber im Weißen Haus zu sein. Ihn hat allerdings nicht das “Peter-Prinzip” dorthin gespült. Er ist auf einem anderen verbreiteten Weg zur Macht gekommen: Vorteilsnahme!
Freilich hat er sich nicht bestechen lassen. Er selber ist ja der Lobbyist, der der Regierung seine Interessen einflüstert!
Diese Methode einer Öffnung der Verwaltung für Lobby-Vertreter soll inzwischen auch in deutsche Ministerien eingezogen sein. Dort freilich sitzen die Lobbyisten nicht auf so hohen und so gut sichtbaren Posten wie der US-Vizepräsident. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie deswegen keinen Einfluss hätten!
Seinen enormen Einfluss verlieren wird wohl sehr bald schon der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert. Die Kritik der Winograd-Kommission an seinem Verhalten im Vorfeld des Angriffs auf den Libanon ist erschütternd. Heftiger hat wohl kaum jemals eine amtliche Kommission einen amtierenden Regierungschef kritisiert.
Gemeinsam mit Olmert stürzen wird dann wohl auch sein “Verteidigungsminister” Amir Perez. Ebenso wie Olmert hat auch er sich völlig unbelastet von jeglicher strategischer Finesse in den Libanon-Krieg geworfen. Zur Strafe dafür wird das israelische Volk und auch seine Arbeiter-Partei ihn demnächst wohl aus seinem Amt werfen.
Noch haben beide ihren Sturz verhindern können. Doch hunderttausende demonstrierender Bürgerinnen und Bürger werden den Druck wahrscheinlich so verstärken, dass spätestens nach der Veröffentlichung des Abschluss-Berichts der Winograd-Kommission kein Halten mehr sein wird. Da wird Perez auch die realitätsferne Beteuerung nichts nützen, der Zwischenbericht der Kommission habe sogar lobende Worte für ihn gefunden.
Ein peinliches Lob für seinen Amtsvorgänger Hans-Karl Filbinger förderte am 11. April bei einem Staatsakt in Freiburg die wirkliche “Eignung” Günther Oettingers für das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten zutage. Der CDU-Politiker wollte den einstigen Nazi-Marinerichter posthum zum “Nazi-Gegner” umwandeln. Doch dieser Versuch ist ihm gründlich misslungen!
Erst nach dieser peinlichen Rede kamen weitere Äußerungen Oettingers ans Tageslicht, in denen er beispielsweise die angebliche Notwendigkeit von “Reformen” damit begründete, dass es “leider” ja “keine Kriege mehr” gebe. Was dereinst die Waffengänge geregelt haben, müsse der Staat nun durch “Reformen” erreichen. Möchte der Mann etwa die Menschen in diesem Land mit Hilfe seiner “Reformen” umbringen?
Anstoß erregt derzeit auch ein anderer Plan Oettingers: Den Chef seiner Staatskanzlei in Stuttgart möchte er – wohlmöglich auch nach dem “Peter-Prinzip” – ins Direktorium der Deutschen Bundesbank abschieben. Dieses Gremium hingegen hält Rudolf Böhmler nicht für geeignet für diesen Posten. Dennoch hat der Bundesrat die Berufung des baden-württembergischen Staatssekretärs durchgesetzt. Böhmler tritt sein neues Amt am 16.Juli an. Es lebe das “Peter-Prinzip”!
Bei so viel Inkompetenz könnte einem angst und bange werden. Aber die Demokratie weiss Rat: Denn natürlich arbeitet heute kein einflussreicher Politiker mehr ohne Berater.
Aber diese Einflüsterer und Kofferträger wählt sich der Politiker selber aus. Oft sind es gleichgesinnte “Seilschaften” aus den Anfangstagen des politischen Engagements der Mächtigen, die so in die Amtsstuben und die Vorzimmer der Macht gelangen.
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber brachte Markus Söder so ins Amt des CSU-Generalsekretärs. Sein hessischer Amtskollege Roland Koch hatte gleich eine ganze “Tankstellen-Connection” im Schlepptau. Im Hinterzimmer der Autobahn-Raststätte Wetterau hatten sich die Nachwuchs-Politiker der Jungen Union (JU) dereinst in die Hand versprochen, im Falle einer weiterführenden politischen Karriere einander die Steigbügel für weitere Macht-Sprünge zu halten.
Einen Macht-Sprung wegen des krankheitsbedingten Rückzugs seines Amtsvorgängers Mathias Platzek hat Kurt Beck gemacht. Er ist ein geradezu idealtypisches Beispiel für das “Peter-Prinzip”: Als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident wirkte Beck bodenständig und besonnen. Er erweckte den Eindruck, er sei diesem Amt gewachsen. Doch als Bundesvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wirkt er überfordert.
Sein Vorschlag für eine Einbeziehung kompromissbereiter Taliban in die afghanische Regierung oder seine Aufforderung, ein Erwerbsloser solle sich doch erst einmal waschen, machten ihn zu einer lächerlichen Witzfigur.
Noch weniger ernst nehmen viele den amtierenden Bundeswirtschaftsminister. Michael Glos profitierte ebenfalls vom Rückzug eines anderen, der ursprünglich für das nun von ihm ausgeübte Amt vorgesehen war. Als Edmund Stoiber beschloss, bayerischer Ministerpräsident zu bleiben und nicht weiter aufzusteigen auf der politischen Karriereleiter, da spülte es ganz unerwartet den damaligen Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im deutschen Bundestag auf den Ministersessel. Dort sitzt er nun und äußert sich zu diesem und jenem Thema.
An Stoiber kann man ein anderes Prinzip politischer Führung beobachten, das Fehlleistungen geradezu provoziert: Häufig umgibt sich ein Politiker mit Leuten, die seine Meinung teilen. Oft sind das charakterlose Ja-Sager, die alles “großartig” finden, was ihr “geliebter” Meister sagt.
Vielen Mächtigen sagt man auch nach, sie seien “beratungsresistent”. Gewöhnung an Macht stumpft anscheinend stark ab gegen Kritik. Und sie verringert offenbar den Respekt gegenüber “Niedrigeren”. Bezeichnend dafür ist die Benennung dieser Entourage mit dem Wort “Sherpas”. Denn die Sherpas waren die Rucksack-Träger wagemutiger Expeditions-Teilnehmer auf Kletter-Touren im Himalaya.
Hoch hinaus möchten die meisten Macht-Politiker auch. Dort oben treffen sie dann auf Beamte, die diesen Politikern zuarbeiten. Diese Beamten aber sind zumeist natürlich auch wieder durch das “Peter-Prinzip” dorthin gelangt!
Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.” Diese alte Volksweisheit bewahrheitet sich leider immer wieder auch in der Politik. Längst ist auch dort das “Peter-Prinzip” eingezogen.
Freilich funktioniert die Negativ-Auslese dort anders als in der Verwaltung. Oft drängen ja gerade solche Menschen in die Politik, die anderswo gar keine echte Chance hätten. Nicht zuletzt wegen dieser “kompetenten” Konkurrenz können sich unfähige Leute gerade in der Politik häufig durchsetzen.
Das Peter-Prinzip beschreibt die Art, wie Menschen in einem bürokratischen System Karriere machen: “In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit aufzusteigen.“
Diese Beförderungs-Struktur wurde 1969 von Laurence J. Peter und Raymond Hull in ihrem Buch “The Peter Principle” beschrieben. In einer Hierarchie steigt demnach jemand auf, wenn er gute Leistungen erbringt. Seine Vorgesetzten sind mit ihm zufrieden und befördern ihn deshalb immer weiter nach oben, weil er ihre Erwartungen erfüllt. Schließlich erreicht er den Posten, für den er optimal qualifiziert ist.
Da er hier weiterhin ganz hervorragende Leistungen zeigt, wird er weiter nach oben befördert. Erst ein, zwei oder gar drei Stufen weiter oben fällt auf, dass der Inhaber für diesen Posten nun nicht mehr hinreichend geeignet ist.
Diese Karriere-Struktur beschreibt das “Peter-Prinzip” fast wie ein Naturgesetz. Viele Zeitgenossen werden dieser Beobachtung sicherlich auch unumwunden zustimmen. Die Erfahrung im Behörden-Alltag geht dann aber noch weiter.
Dort stellt sich bald die Frage, wie man unfähige Leute loswerden kann. Eine beliebte “Lösung” ist das “Weg-Loben”: Kollegen oder Vorgesetzte schieben den unqualifizierten Mitarbeiter an eine andere Stelle ab.
Meistens ist damit aber eine weitere Beförderung verbunden. So erreichen etliche schließlich einen Posten, für den ihre Qualifikation absolut nicht mehr ausreicht. Der Gipfel ihrer persönlichen Karriere stellt gleichzeitig oft auch den Gipfel ihrer persönlichen Inkompetenz dar. Gerade auf vielen höheren Positionen sitzen am Ende völlig unfähige Leute!
Dieses Prinzip gilt auch in der Politik. Dort ist es zudem noch verzahnt mit persönlicher Eitelkeit und Machtgier. Hier zählen neben den Leistungen auch die “Verbindungen” und “Netzwerke”, die ein Mensch im Laufe der Jahre zum Wohle seiner weiteren Karriere aufgebaut hat. Dahinter stehen fachliche Eignung und Kompetenz häufig zurück.
Erkennbare Beispiele für die Verwirklichung des “Peter-Prinzips” in der Politik werden Interessierte leicht finden. Tagtäglich stehen sie allen ja im Fernsehen vor Augen. Tagtäglich ist von ihnen im Radio zu hören oder in den Zeitungen zu lesen. Mit vielen wohlklingenden Worten möglichst wenig zu sagen, ist die einzige Kunst, die fast alle arrivierten Politiker gnadenlos beherrschen.
Prominenteste Personifizierung des “Peter-Prinzips” in der Politik ist sicherlich der amtierende US-Präsident George W. Bush. Über seine fragwürdige Qualifikation für das Präsidenten-Amt brauchen Kritiker wohl kaum ein Wort zu verlieren: Sie besteht vor allem in seinem Namen und der vorausgegangenen Amtszeit seines Vaters George Bush im Weißen Haus. Ein wenig Beten und ein paar markige Worte würzen diese “herausragenden Fähigkeiten” noch so, dass viele einfachere Geister das Ganze grandios finden.
Funktioniert hat diese Mischung freilich nur, bis sich der von Bush junior angezettelte Irak-Krieg als militärisches und politisches Fiasko erwies. Umweltpolitisch scheint der Mann im Weißen Haus entweder halsstarrig oder begriffsstutzig zu sein. Jedenfalls sieht er offenbar nicht die deutlichen Warnungen an der Wand.
Doch hinter ihm sitzt ja ohnehin sein Vizepräsident. Dick Cheney scheint der eigentliche Machthaber im Weißen Haus zu sein. Ihn hat allerdings nicht das “Peter-Prinzip” dorthin gespült. Er ist auf einem anderen verbreiteten Weg zur Macht gekommen: Vorteilsnahme!
Freilich hat er sich nicht bestechen lassen. Er selber ist ja der Lobbyist, der der Regierung seine Interessen einflüstert!
Diese Methode einer Öffnung der Verwaltung für Lobby-Vertreter soll inzwischen auch in deutsche Ministerien eingezogen sein. Dort freilich sitzen die Lobbyisten nicht auf so hohen und so gut sichtbaren Posten wie der US-Vizepräsident. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie deswegen keinen Einfluss hätten!
Seinen enormen Einfluss verlieren wird wohl sehr bald schon der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert. Die Kritik der Winograd-Kommission an seinem Verhalten im Vorfeld des Angriffs auf den Libanon ist erschütternd. Heftiger hat wohl kaum jemals eine amtliche Kommission einen amtierenden Regierungschef kritisiert.
Gemeinsam mit Olmert stürzen wird dann wohl auch sein “Verteidigungsminister” Amir Perez. Ebenso wie Olmert hat auch er sich völlig unbelastet von jeglicher strategischer Finesse in den Libanon-Krieg geworfen. Zur Strafe dafür wird das israelische Volk und auch seine Arbeiter-Partei ihn demnächst wohl aus seinem Amt werfen.
Noch haben beide ihren Sturz verhindern können. Doch hunderttausende demonstrierender Bürgerinnen und Bürger werden den Druck wahrscheinlich so verstärken, dass spätestens nach der Veröffentlichung des Abschluss-Berichts der Winograd-Kommission kein Halten mehr sein wird. Da wird Perez auch die realitätsferne Beteuerung nichts nützen, der Zwischenbericht der Kommission habe sogar lobende Worte für ihn gefunden.
Ein peinliches Lob für seinen Amtsvorgänger Hans-Karl Filbinger förderte am 11. April bei einem Staatsakt in Freiburg die wirkliche “Eignung” Günther Oettingers für das Amt des baden-württembergischen Ministerpräsidenten zutage. Der CDU-Politiker wollte den einstigen Nazi-Marinerichter posthum zum “Nazi-Gegner” umwandeln. Doch dieser Versuch ist ihm gründlich misslungen!
Erst nach dieser peinlichen Rede kamen weitere Äußerungen Oettingers ans Tageslicht, in denen er beispielsweise die angebliche Notwendigkeit von “Reformen” damit begründete, dass es “leider” ja “keine Kriege mehr” gebe. Was dereinst die Waffengänge geregelt haben, müsse der Staat nun durch “Reformen” erreichen. Möchte der Mann etwa die Menschen in diesem Land mit Hilfe seiner “Reformen” umbringen?
Anstoß erregt derzeit auch ein anderer Plan Oettingers: Den Chef seiner Staatskanzlei in Stuttgart möchte er – wohlmöglich auch nach dem “Peter-Prinzip” – ins Direktorium der Deutschen Bundesbank abschieben. Dieses Gremium hingegen hält Rudolf Böhmler nicht für geeignet für diesen Posten. Dennoch hat der Bundesrat die Berufung des baden-württembergischen Staatssekretärs durchgesetzt. Böhmler tritt sein neues Amt am 16.Juli an. Es lebe das “Peter-Prinzip”!
Bei so viel Inkompetenz könnte einem angst und bange werden. Aber die Demokratie weiss Rat: Denn natürlich arbeitet heute kein einflussreicher Politiker mehr ohne Berater.
Aber diese Einflüsterer und Kofferträger wählt sich der Politiker selber aus. Oft sind es gleichgesinnte “Seilschaften” aus den Anfangstagen des politischen Engagements der Mächtigen, die so in die Amtsstuben und die Vorzimmer der Macht gelangen.
Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber brachte Markus Söder so ins Amt des CSU-Generalsekretärs. Sein hessischer Amtskollege Roland Koch hatte gleich eine ganze “Tankstellen-Connection” im Schlepptau. Im Hinterzimmer der Autobahn-Raststätte Wetterau hatten sich die Nachwuchs-Politiker der Jungen Union (JU) dereinst in die Hand versprochen, im Falle einer weiterführenden politischen Karriere einander die Steigbügel für weitere Macht-Sprünge zu halten.
Einen Macht-Sprung wegen des krankheitsbedingten Rückzugs seines Amtsvorgängers Mathias Platzek hat Kurt Beck gemacht. Er ist ein geradezu idealtypisches Beispiel für das “Peter-Prinzip”: Als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident wirkte Beck bodenständig und besonnen. Er erweckte den Eindruck, er sei diesem Amt gewachsen. Doch als Bundesvorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) wirkt er überfordert.
Sein Vorschlag für eine Einbeziehung kompromissbereiter Taliban in die afghanische Regierung oder seine Aufforderung, ein Erwerbsloser solle sich doch erst einmal waschen, machten ihn zu einer lächerlichen Witzfigur.
Noch weniger ernst nehmen viele den amtierenden Bundeswirtschaftsminister. Michael Glos profitierte ebenfalls vom Rückzug eines anderen, der ursprünglich für das nun von ihm ausgeübte Amt vorgesehen war. Als Edmund Stoiber beschloss, bayerischer Ministerpräsident zu bleiben und nicht weiter aufzusteigen auf der politischen Karriereleiter, da spülte es ganz unerwartet den damaligen Vorsitzenden der CSU-Landesgruppe im deutschen Bundestag auf den Ministersessel. Dort sitzt er nun und äußert sich zu diesem und jenem Thema.
An Stoiber kann man ein anderes Prinzip politischer Führung beobachten, das Fehlleistungen geradezu provoziert: Häufig umgibt sich ein Politiker mit Leuten, die seine Meinung teilen. Oft sind das charakterlose Ja-Sager, die alles “großartig” finden, was ihr “geliebter” Meister sagt.
Vielen Mächtigen sagt man auch nach, sie seien “beratungsresistent”. Gewöhnung an Macht stumpft anscheinend stark ab gegen Kritik. Und sie verringert offenbar den Respekt gegenüber “Niedrigeren”. Bezeichnend dafür ist die Benennung dieser Entourage mit dem Wort “Sherpas”. Denn die Sherpas waren die Rucksack-Träger wagemutiger Expeditions-Teilnehmer auf Kletter-Touren im Himalaya.
Hoch hinaus möchten die meisten Macht-Politiker auch. Dort oben treffen sie dann auf Beamte, die diesen Politikern zuarbeiten. Diese Beamten aber sind zumeist natürlich auch wieder durch das “Peter-Prinzip” dorthin gelangt!
Kommentar von housetier am 12. Juli um 09:03 Uhr
So viele interessante Beispiele - ich bin begeistert!
Weniger begeistert bin ich von der Tatsache, dass diese Beispiele in meinen Augen repräsentativ sind.
Ich frage mich, welche Weiterbildungsangebote die Politiker angenommen haben. In der freien Wirtschaft (und die Neoliberalen wollen die deutsche Politik ja nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten umbauen) ist Karriere oftmals nur durch Weiterbildung nach Feierabend möglich. Wie gebildet sind unsere Volksmitdenfüßentreter?
Kommentar von Mike am 12. Juli um 09:15 Uhr
Der Nachteil an diesem System liegt auch noch in der Tatsache, dass gut oder vielleicht sogar besser qualifizierte Mitarbeiter/Politiker/was auch immer, am Aufstieg blockiert werden, weil auch wenn sie nicht für diesen Posten qualifiziert sind, wissen sie genau, dass sie nie wieder in eine solche Position (Gehaltsklasse) kommen würden, und so sind viele gute Ideen dem Untergang geweiht.
Kommentar von Bagdad Café am 12. Juli um 11:06 Uhr
Zum “Peter-Prinzip” und anderen Umständen findet sich interessante Information auf den Seiten von Rathsmann-Sponsel, Erlangen. Da das politblog eine nicht-kommerzielle Einrichtung sind verlinke ich das jetzt mal ungefragt… Ansonsten ist diese ‘Bleiwüste’ für Leute mit viel Zeit auch anderweitig durchaus ergiebig.
Kommentar von Nemo am 12. Juli um 12:21 Uhr
Ein sehr origineller Artikel, der die Situation gut beschreibt.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: In Behörden werden Leute nicht nur weiterbefördert, bis sie ihre Stufe der Inkompetenz erreicht haben, sondern auch darüber hinaus. Der Grund liegt zum einen darin, dass deren Vorgesetzte, die sie weiter befördern, selbst inkompetent sind. Ein anderer Grund liegt darin, dass die Möchtegernaufsteiger ihre gesamte Energie genau auf dieses Ziel konzentrieren. D.h. sie tun nur noch das, was ihrer Beförderung dient - z.B. sich möglichst glänzend darstellen, Fehler anderen zuweisen, bei den Vorgesetzten einschleimen - und nichts anders mehr. Sie haben dann keine Zeit mehr, sich mit echten Sachfragen zu beschäftigen. In dem Maße, wie ihre Kompetenz in Sachen Karriere wächst, geht sie in fachlicher Hinsicht zurück. Diese Karriereoptimierung hat zwangsläufig Erfolg und führt zu den bekannten Folgen.
Politiker stellen praktisch die einzige Berufsgruppe, die keinerlei Qualifikation für ihre Tätigkeit vorweisen muss, keine Prüfung ablegen oder wenigstens Eignung und Erfahrung vorweisen. Ihr Einkommen (Abgeordnetendiäten) dürfen sie dafür selbst bestimmen. Das ist völlig absurd.
Hier liegt ein Missverständnis vor, jemand wie GWB ist nicht inkompetent. Wir sollten uns nämlich nicht über dessen eigentliche Aufgabe täuschen. Um Kompetenz beurteilen zu können, müssen vorher Absichten und Ziele des Beurteilten klar sein. Nur wenn wir irrigerweise annehmen, Bushs Aufgabe wäre die engagierte, umsichtige und auf demokratischen Prinzipien basierte Interessenvertretung des Volkes, kommen wir natürlich zum Urteil seiner Inkompetenz. (Kompetenz in diesen Dingen kann für einen US-Präsidenten aber sogar tödlich sein, wie der Fall JFK gezeigt hat.) Als skrupelloses Instrument, Sprachrohr und Präsidentendarsteller im Auftrage der Finsterlinge im Hintergrund macht Bush seine Sache jedoch nicht ohne Erfolg. Die Leute, die in ihn investiert haben, würden es nicht zulassen, dass auf dieser wichtigen Position ihre Interessen völlig inkompetent vertreten würden.
Kommentar von avatar am 12. Juli um 12:47 Uhr
Die Gefahr, ab einer bestimmten Stufe der Macht, nur noch das als wahr anzusehen, was man (selbst) als wahr erkennt (oder glaubt erkannt zu haben), steckt in jedem von uns.
Es kommt somit nur zum einen Teil darauf an, wie gebildet (entsprechend der Beurteilung des jeweils Aussenstehenden) jemand ist.
Der andere (und aus meiner Sicht viel wichtigere Teil) ist die Persönlichkeit die jemand hat, der Macht übernimmt.
Leider sieht die Praxis wirklich so aus, dass vielfach verkorkste (!)Persönlichkeiten ihr Ego an der Erniedrigung von Anderen aufbauen, kritikunfähig werden (oder schon immer waren) und schlieslich in Ihrer Funktion vollig inkompetent (fachlich wie menschlich) sind.
Das ist leider nicht nur in der Politik so.
Wichtig ist , dass JEDER, der das erkannt hat, AUF SICH SELBST aufpasst und nicht irgendwann vergißt, was ihn an anderen gestört hat…
LG
Kommentar von Sitting-Bull am 12. Juli um 13:30 Uhr
Ich finde Hierarchien aus einem anderen Grunde noch schlimmer: Jede Hierarchie-Stufe kann sich aus der Verantwortung stehlen.
Siehe DDR-Schießbefehl:
Unten: wir haben nur Befehle befolgt
Oben: Solche Befehle gab es nicht.
Was hier exemplarisch gezeigt wird, gilt für alle Hierarchien.
Kommentar von Nemo am 12. Juli um 15:17 Uhr
Sit,
Ihr Beispiel mag ja stimmen, aber…
…Hierarchien sind zuweilen notwendig und ermöglichen es gerade erst, Verantwortlichkeiten klar zuzuweisen.
Zu jeder Hierarchiestufe gehört dann ein (von der konkreten Person unabhängig) fest definierter Aufgabenbereich. Wer eine solche Position einnimmt, muss dann für alles geradestehen, was in diesem Aufgabenbereich geschieht - mit nicht wissen oder nicht können darf man sich nicht rausreden.
Wenn es in der Praxis so nicht funktioiniert, dann liegt es nicht am Prinzip der Hierarchie, sondern an mangelnder Konsequenz und Kompetenz.
Im hierarchiefreien System, in dem jeder machen kann, was er will, wäre jeder für alles und gleichzeitig für nichts verantwortlich.
Ich rede nicht von Gesellschaftsstrukturen (da sollte natürlich Gleichheit herrschen), sondern von Arbeitsorganisation: Stellen Sie sich z.B. ein großes Schiff vor, dort geht es nicht ohne Hierarchie. Wenn sich dort jeder selbst aussuchen wollte, was er macht oder alles erst demokratisch abgestimmt wird, könnte es schnell gefährlich werden.
Kommentar von Franz-Josef Hanke am 12. Juli um 18:27 Uhr
Organisationsstrukturen funktionieren wahrscheinlich kaum ohne Hierarchien. Aber die Frage ist, wie solche Hierarchien aussehen.
Einerseits sollten sie nicht zu unüberschaubar sein. Zweitens müssen sie Strukturen von Kritik und gegenseitiger Kontrolle enthalten. Schließlich müssen die Kriterien der Besetzung jedes einzelnen Position transparent sein.
In einem demokratischen gemeinwesen bedeutet das:
Offene und nachvollziehbare Verfahren der Stellenbesetzung
(Richterwahl, Leitende Beamte und andere wichtige Funktionen sollten öffentlich besetzt werden.)
Anforderungen müssen ebenfalls transparent sein.
Die wesentlichen Positionen sollten nur auf Zeit besetzt werden.
Es muss Wege zur Abberufung oder Abwahl geben.
Unfähige Amststräger müssen an Stellen vermittelt werden können, wo sie keinen Schaden anrichten können.
Deswegen ist auch die Frage zu diskutieren, ob die Abhängigkeit des Gehalts von der Position so extrem aussehen muss, wie das heute in den meisten hierarchhischen Strukturen der Fall ist.
Zu George W. Bush und seiner “Kompetenz”: Er ist für den Posten eines Präsidenten der wichtigsten Weltmacht der Erde unbestreitbar nicht kompetent genug. Aber das war durchaus gewollt so. Vor allem sein Vize freut sich darüber, dass er als Strippenzieher im Hintergrund diesen Typen vorschicken kann, wann immer es nötig ist.
Sicherlich sind die meisten von uns nicht in allen Details über die geheimen Strukturen der Mach in den Regierungen informiert, aber wir alle werden doch unsere persönlichen Eindrücke davon haben, wer wie kompetent wo auftritt.
Mein Text ist übrigens im Punkt Israel überaltert: Amir Perez wurde inzwischen schon hinwegbefödert. Ehud Olmert ist es aber bisher noch gelungen, sich an der Macht zu halten. Wie lange noch?
Vom Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas hört man auch “Kleinigkeiten”, die möglicherweise ebenso wenig Kompetenz verraten könnten. Wenn die Behauptung von mein-parteibuch.com zutrifft, dann hat er seine Dissertation nicht selber verfasst.
In jedem Fall hat sich seine Fatah im Ghasa-Streifen als inkompetent und korrupt erwiesen und der Hamas damit Tür und Tor geöffnet. Als die den Durchmarsch geübt hat, sollen die Fatah-Kommandeure flugs geflohen sein in irgendwelche teuren Hotels auf der Westbank. Dort haben sie dann ihren Frust im Alkohol ertränkt oder so.
Das Peter-Prinzip hat noch viele Facetten, die man zu meinem Artikel hinzufügen könnte. Die beiden Urheber haben schließlich ein ganzes Buch darüber geschrieben. Wichtig ist aber, zu wissen, wie Strukturen funktionieren, die uns tattäglich herumkommandieren, drangsalieren oder auch nur neutral verwalten.
fjh
Kommentar von Sitting-Bull am 12. Juli um 18:35 Uhr
Ich glaube Hierarchien sind selbst das Problem, sofern sie nicht auf natürlicher Autorität und Kompetenz beruhen. In der Natur gibt es nur eine kurze Distanz zwischen Hierachiebenen.
Ich bin da voll auf Christian Sigrist Linie, denn erst wenn das Befehlen und Gehorchen, also typische Herrschaftsallüren, ins Spiel kommen, die mittels Zwang von oben erreicht werden, sind Fehlentwicklungen bzw. Mißbrauch Tür und Tor geöffnet.
Kommentar von jacomo am 12. Juli um 18:37 Uhr
auch ich sehe dieses aetzende problem zum groessten teil aus der sicht avatars….fachlich wie menschlich.
haessliche charaktaere und persoenlichkeiten in dementsprechenden positionen, unterliegen keinster anforderung von kompetenz….ellbogen und kaelte sind in.
willkuerlich, beliebige verteilung von verantwortung, lob und tadel protegiert oder zerstoert in eigennuetziger weise.
kritiker werden zu schuldigen und die eigenen ’schulden werden gewinnbringend ins umfeld verschoben.
(selbst)kritik scheint wie blasphemy gegen die eigene unantastbarkeit.
das alltaegliche ‘mobbing in welchem umfeld auch immer ist schon schlimm genug.
schlimmer ist es, das wir von inkompetenten persoenlichkeits-krueppeln um frieden, freiheit und in kriege gemobbt werden.
‘der kluegere gibt nach der ‘dumme regiert’
ein oberflaechlicher spruch, dem man durch namentliche bekleidung durchaus mehr sinn geben koennte.
in diesem sinne und beim betrachten der deutschen elite, gibts da noch einen zugegebener masen primitiveren spruch, der aber auf das was man diesertage in deutschland die volksvertreter nennt, durchaus zutrifft.
“dumm fickt gut”…..und wie lange noch wird sich die menschheit von ‘dummen’ ficken lassen muessen.
Kommentar von DaRockwilda am 12. Juli um 21:05 Uhr
Obwohl natürlich Herrschaft im Idealfall auf Kompetenz beruhen sollte, sehe ich auch nicht die Herrschaft an sich als Grundübel. Und Sit, eins deiner Beispiele zieht nicht:
Wenn die “oben” gesagt haben “solche Befehle gab es nicht” dann sehe ich nicht warum allein durch die Tatsache dass sie in einer Hierarchie sind sie sich damit aus der Verantwortung stehlen. Sie leugnen nur irgendwas, aber das hat nichts unmittelbares mit der Hierarchie zu tun.