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Eine strahlende Zukunft

Es muss erst wieder einen massiven Zwischenfall geben, bevor die deutsche Öffentlichkeit die tickende Bombe wahrnimmt.

Das AKW Krümmel, südöstlich von Hamburg, stand für einen Moment wenigstens im Zentrum der Diskussion, bis die Entscheidung über die Veröffentlichung von Abgeordnetengehältern wieder in den Vordergrund gerückt ist. Man muss sich die Situation einmal vorstellen. Da brennt ein Trafohäuschen, die Feuerwehr braucht über 2 Tage um es zu löschen. Der Reaktorteil wurde sicherheitshalber - wie es hieß - per Schnellabschaltung heruntergefahren.

Was nicht gesagt wird ist, dass Bundesregierung und Betreiberfirma Vattenfall lange mauerten, bis sie zugaben, dass auch der Reaktor von dem “Zwischenfall” betroffen war. Man mag dies für schlechte Aufklärungspolitik halten, vielmehr ging es darum, den Vorfall so lange wie möglich vor der Bevölkerung zu verheimlichen, da der 3. Energiegipfel der Bundesregierung nicht mit schlechten Nachrichten überschattet werden sollte.

Auf genau diesem Energiegipfel ging es dann auch wieder um das leidige Thema Atomausstieg. Natürlich möchte man sich da nicht von einer aufgeschreckten Öffentlichkeit stören lassen.

Fakt ist, Atomenergie ist gefährlich. Jedes Sicherheitssystem beruht auf Menschen, und die können Fehler machen. Selbst wenn man annimmt, dass deutsche Atomkraftwerke zu den sichersten der Welt zählen, dann gibt die Atomindustrie eine Wahrscheinlichkeit für einen SUPER-GAU mit 0,1 % für die Komplette Lebensdauer (von 35 Jahren ) an. Heißt also, wenn alle 400 AKW’s weltweit nach deutschem Sicherheitsstandard laufen - was nicht der Fall ist - liegt das Risiko bei 40 % innerhalb der gesamten Laufzeit.

Das Problem der Proliferation und die unklare Endlagerung ist dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Außerdem ist CO2 -neutrale Stromproduktion ebenfalls ein Luftschloss. Nimmt man den Uranabbau in die Berechnungen auf, so ergibt sich eine CO2-Belastung, die über der moderner Gaskraftwerke liegt, die mit Kraft-Wärme-Kopplung über 80% Energieeffizienz erzielen. Ein Wert, den die Atomkraftwerke nicht erreichen, dazu noch mehr CO2 produzieren.

Wirtschaftlich ist der Atomstrom auch nicht, ohne Staatsfinanzierung würde weltweit kein einziger Reaktor laufen, die absolut unterfinanzierte Risikoversicherung übernimmt ebenfalls der Staat. Keine Versicherung der Welt versichert Atomkraftwerke, jedenfalls nicht zu vertretbaren Kosten. Und das müsste zu denken geben, denn Versicherungen lassen sich ansonsten kein Geschäft entgehen.

Gerade die privaten Investoren sind es auch, die in Deutschland die AKW’s betreiben und als solche sind sie natürlich an Gewinn und nicht an einem öffentlichen Versorgungsauftrag orientiert. Sicherheit darf niemals zu einem Geschäft werden.

Deshalb ist es wichtig, an dem Atomausstieg festzuhalten der im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist. Alles andere wäre fahrlässig, wie der aktuelle Fall ein weiteres Mal eindrücklich beweist.
Dieser Eintrag wurde am Freitag, den 6. Juli 2007 von OhDaeSu geschrieben und in die Kategorie Allgemein eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von vror am 6. Juli um 03:32 Uhr

Und wenn es 1000 AKW’s nach dt. Standards in der Welt geben würde, dann hätte man garantiert in den 35 Jahren einen GAU?
Was ist das denn für ne Milchmädchenrechnung.

Kommentar von DaRockwilda am 6. Juli um 06:43 Uhr

Also ich weiß ja nicht was du genau sagen willst mit “Milchmädchenrechnung”. Jedenfalls sind AKWs mindestens so lange abzulehnen, wie der radioaktive Müll nicht ohne Gefahr endgelagert werden kann. Manche endlagern ihn ja besonders gern im Irak…


Uranmunition: Wird das “Stille Sterben” bald zum atomaren Holocaust?

Kommentar von Jörg Haas am 6. Juli um 08:55 Uhr

Strahlende Landschaften verspricht uns die Atomlobby: http://www.klima-der-gerechtigkeit.de/strahlende-landschaften/

Kommentar von Frank Lloyd am 6. Juli um 09:20 Uhr

Mal zu dem Vergleich Atomkraft und Gaskraft - Ist da dann auch die CO2-Belastung der Gasgewinnung (Nennt man das so?) mit drin? Sonst ist die Rechnung doch wieder für die Katz …

Kommentar von MrMinister am 6. Juli um 10:26 Uhr

das mit dem 40 % basiert ja auch “nur” auf einer Wahrscheinlichkeitsrechnung…

Viel wichtiger dabei, als die Tatsache das ein Reaktorunfall nach dieser Rechnung nicht unwahrscheinlich ist, und auch wenn er in China passiert (jetzt kein Vorurteil…) sind wir immer noch hübsch betroffen, wie wir es auch jetzt noch von den vielen Unfällen in der ehemaligen SowjetUnion, Amerika oder Schweden (Forsmark) sind, … ist der Punkt, das man uns mit diesen Wahrscheinlichkeitsrechnungen tagtäglich verarscht… seis bei Aidstests oder irgendwelchen Prognosen die unser Leben bestimmen, weil sie uns so eindrücklich vorgetragen werden …

90% wahrscheinlichkeit… was sagt das aus…. ich kann tausendmal Würfeln, und dann habe ich immer mehr eine Verteilung, von der ich sagen kann, das ein eindeutiger Trend abzusehen ist… Aber das Leben ist kein Würfelspiel

Kommentar von diefans am 6. Juli um 13:01 Uhr

Mal nur so zur Erinnerung:
Deutschland hatte mal damit angefangen, ein vom Menschen wenig/nicht abhängige Reaktorsicherheit in Form des Hochtemperaturreaktors zu entwickeln. Dann kam es zu diesem problematischen Betrieb des Reaktors in Hamm-Uentrop.

Und obwohl der Testreaktor in Jülich 21 Jahre! lief, wurde kurzer Hand der komplette Atomaustieg forciert. Aber! Diese Technik entpuppt sich langsam als Exportschlager.

China und Südafrika haben erkannt, daß ihre zukünftigen Energieprobleme nicht mit Biodiesel/-alkohol bzw. und Sonne/Wind/Wasser zu lösen sind.

Ich bin gespannt, wann wir den ersten Strom aus China importieren.

Lg

Kommentar von arm am 6. Juli um 13:59 Uhr

lange mauerten, bis sie zugaben,

Was zur Zeit in diesem Staat abläuft ist wirklich beeindruckend. Es wird gelogen, bis es nicht mehr geht mit dem Ziel, die demokratische Kontrolle auszuhebeln. Verdeckte Bundeswehreinsätze im Inneren (angeblich nur geplant, aber schon praktiziert/verlogene Begündungen), die Tornadoflüge bei G8 (aus 2 wurden 14/Tiefflug wegen Wolken bei blauem Himmel), verdeckte KSK Aktionen im Ausland (Daten gelöscht, Details schon vorher geheim), Kooperation mit den USA bei Verhören (Bsp: Kurnaz), Überstellung (Bsp: Masri) und Transport (dt. Flughäfen) von später gefolterten Menschen, die in Todesgefahr gebracht wurden: Daten gelöscht und Unwissenheit behauptet. Der Fall Sachsen: Akten bei der Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz verschwunden, Daten gelöscht. Tornado-Einsätze in Afghanistan (angeblich nur für Eigenschutz, obwohl dt. Truppen nicht im Süden sind), dann ein diese Taten deckendes Urteil des BVerfG (”Halb rechtswidrig ist in Ordnung“), dem -dramaturgisch geschickt- das populäre Urteil über die Nebentätigkeit der BT-Abgeordneten unmittelbar nachgestellt wurde (das Veröffentlichkeitsdatum wird vom Gericht selber gewählt/Richter werden im Prinzip von den großen Parteien ausgewählt). Schließlich die Verheimlichung der skandalösen Vorfälle in verschiedenen Kernkraftwerken, um Merkels “Energiegipfel” in der öffentichen Wahrnehmung nicht zu stören.

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Kommentar von pony_huetchen am 6. Juli um 14:16 Uhr

Hier der direkte Link zum
THTR-300 Hamm-Uentrop

weiter
Reaktorpleite 1

Reaktorpleite 2

usw.

“Kritische Stimmen äußern neben prinzipiellen Bedenken gegen Kernenergie auch Kritik speziell am PBMR. Zweifel gibt es etwa an der Wirtschaftlichkeit der Technologie. Der Reaktor sei - auch vom Sicherheitsaspekt her - darauf ausgelegt, nicht mehr als 165 Megawatt Strom zu produzieren, sagt der Sicherheitstechniker Wolfgang Kröger von der ETH in Zürich. «Um bei der Leistung mit Kohle- und Gaskraftwerken konkurrieren zu können, müssen die Kosten eines PBMR noch kräftig gedrückt werden.»

PBMR-Chef Kriek räumt ein: «Herkömmliche große Atomkraftwerke sind ökonomischer.» Nach jetzigem Stand seien die Kosten für den Kugelhaufenreaktor klar höher. «Allerdings muss man die geringeren Netzkosten oder den Klimaschutzbeitrag in die Berechnung mit einbeziehen.»

Den Klimaschutzaspekt hält BUND-Energiereferent Thorben Becker grundsätzlich für überbewertet. Selbst bei einem massiven Ausbau der weltweiten Zahl der Atomkraftwerke käme es nur zu einer geringen Klimaentlastung, sagt er. «Die Risiken wären weit höher als der Nutzen.» Das Hauptargument gegen den Kugelhaufenreaktor ist laut PBMR-Chef Kriek, dass noch Erfahrungswerte für Betrieb und Kosten fehlen. «Viele Fragen werden sich klären, wenn der Demonstrationsreaktor 2012 in Betrieb ist.”

Quelle

Kommentar von NoFascism am 6. Juli um 14:36 Uhr

Dem Artikel ist nichts hinzuzufügen. Atomkraft ist gefährlich, der Begriff “Reaktorsicherheit” ein Euphemismus, da es de facto keine sicheren Reaktoren gibt. Deshalb ist mir persönlich auch die Prozentangabe bez. eines GAUs oder meinetwegen Super-GAUs herzlich egal, ein einziger Unfall reicht ja schon aus.

Kommentar von Bagdad Café am 6. Juli um 15:36 Uhr

Ich war mal so frei und habe ein wenig Streuwerbung betrieben für Jörg Haas’ Greenpeace-Photo (& more, siehe sein Beitrag von 08:55 Uhr):

http://gruppen.greenpeace.de/aachen/energie-brunsbuettel-rohr.jpg

Quality hat hoffentlich nichts dagegen…

Kommentar von OhDaeSu am 6. Juli um 15:36 Uhr

@ vror:

Ich weiß nicht warum du versuchst Wahrscheinlichkeiten als Milchmädchenrechnung zu diskreditieren. Was zudem sexistisch ist.
Es handelt sich um mathematische Wahrscheinlichkeiten, das bedeutet nicht, dass es mit Sicherheit so eintreten wird, aber es lässt eine Tendenz erkennen, und mal ehrlich, ich habe keine Lust diese Wahrscheinlichkeiten an so heiklen Bereichen wie der Atomenergie auszutesten.

@ Frank Lloyd:

Richtig, die Produktion(Abbau) bzw Transport von Gas ist in dieser Rechnung mit einberechnet. Ist übrigens vom Ökoinstitut Freiburg berechnet worden, hier der Link.

@MrMinister:

Ich verstehe hier allgemein nicht das ganze anzweifeln von logischen mathematischen verfahren. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eine 6 zu würfeln genau 1/6 also 16,6 Prozent bei jedem Wurf. Natürlich kann man auch 1000 mal würfeln und nie eine 6 würfeln, aber die wahrscheinlichkeit ist eben extrem gering.
Und gerade beim Thema Reaktorsicherheit sollten wir nicht würfeln…

Kommentar von Nemo am 6. Juli um 15:57 Uhr

Na, da will ich hier mal den Bösewicht spielen und fragen, wie es um die Alternativen bestellt ist. Mehr Kohlekraftwerke? Öl und Gas? Ist alles nicht mehr allzu lange vorhanden, nicht sehr umweltfreundlich und auch eigentlich zum Verfeuern zu schade, da als chemischer Grundstoff benötigt.

Ist ein deutscher Alleingang beim Kernkraftausstieg sinnvoll? Besteht nicht die Gefahr, dass Atomstrom billig von den Nachbarn eingekauft wird, deren Kraftwerke bestimmt nicht sicherer sein werden? Polen will ein AKW bauen, in Litauen wird grad eines gebaut.

Ja, ich bin auch für Energieeinsparung, ja, ich begrüße auch regenerative Energiequellen oder innovative Ansätze wie Aufwindkraftwerke in der Sahara. Aber solange der Bedarf dadurch nicht annähernd gedeckt werden kann und kein solides, durchgerechnetes Energiekonzept besteht, wäre es weltfremd und unvernünftig, einseitig übereilte Schritte zu unternehmen.

Kommentar von NoFascism am 6. Juli um 16:27 Uhr

@Nemo: vernünftiges Energiekonzept - stimmt genau, darum geht es. Meines Wissens gibt es genügend realisierbare Entwürfe. Bleibt die rhetorische Frage, warum man sie nicht verwirklicht.

Und Du hast mit Deinen Anmerkungen natürlich recht - insbesondere was die Gefahr des “billigen Atomstroms” aus Nachbarländern angeht. Gemeinsame multilaterale Projekte sind die theoretische Lösung, in der Praxis sieht’s dann aber sehr finster aus.

Kommentar von OhDaeSu am 6. Juli um 16:44 Uhr

@ Nemo:

Es ist nicht immer leicht seine Meinung zu diesem schwierigen Thema zu vertreten, gerade wenn es scheinbar so viele berechtigte Einwände gibt.

Also erstmal gibt es eine Vorbildfunktion, definitiv, aber die darf nicht lauten: Wir lassen unsere Kraftwerke so lange wie möglich laufen und schauen wer als erstes “aufgibt”.
Die Vorbildfunktion muss sein, dass Deutschland als hochtechnologiesierter Industriestaat beweist, dass es wichtig ist auszusteigen und dass es technisch möglich ist.

Langfristig 100 % Erneuerbare Energie, allerdings nicht vor 2050. Die Schlagworte sind Erneuerbare, Energieeffizienz und Energieeinsparung. Auf allen drei Feldern kann man noch ernorme Potenziale freisetzen.
Das schafft Arbeitsplätze wie bewiesen worden ist, macht Deutschland zum Innovationsmotor und schont unsere Ressourcen.

Ist schon klar, dass die Industrie immer sagt, dass es nicht möglich ist, aber da muss man einfach konsequent bleiben, der Stern Report hat klar gemacht, dass konsequentes handeln auch wenn teuer erscheint im Vergleich zu den möglichen Kosten höchst ökonomisch ist.

Was andere Länder machen, bzw. was sie behaupten ist erst mal nicht die Sache Deutschlands, außerdem ist es die Normativität des Faktischen, das diese Länder dazu treiben wird, eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten.

Außerdem produzieren wir hier in Deutschland Stromüberschüsse, nur damit das mal klar wird. Strom wird nicht in der Sahara produziert sondern dort wo er gebraucht wird.
Diese dezentrale Energieversorgung ist das beste was es geben kann und gleichzeitig ein Stachel im Fleisch der 4 Energiemonopolkonzerne.

Kommentar von Thomas am 6. Juli um 17:06 Uhr

Neben der Frage nach Alternativen sollte nicht außer acht gelassen werden das es ebenso, wenn nicht gar viel wichtiger ist den Energiebedarf drastisch zu senken. Wenn das in absehbarer Zeit nicht gelingt dürfte es für eine Suche nach neuen Methoden Energiegewinnung eh zu spät sein. Leider sieht die Wirtschaft, bzw. die Politik, (ist ja fast das gleiche) genau wie die Industrie da keinen Handlungsbedarf, weil weniger Verbrauch auch weniger Umsatz bedeuten würde. Und wie heißt es doch so schön, “da hackt die eine Krähe der anderen kein Auge aus.” Der Zug der alternativen Energiegewinnung ist, so befürchte zumindest ich, vielleicht schon abgefahren.

Kommentar von Fahrenheit am 6. Juli um 17:15 Uhr

wie es um die Alternativen bestellt ist.

Langfristig 100 % Erneuerbare Energie, allerdings nicht vor 2050. Die Schlagworte sind Erneuerbare, Energieeffizienz und Energieeinsparung

Wie wärs mit sowas hier:

Ein Land voller Rebellenkraftwerke!

http://www.ews-schoenau.de/Rebellenkraftwerke/Erfolge/anlagenliste.asp

Es soll keine Werbung für diesen Stromanbieter sein, dennoch verweise ich gerne hier hin, da hier private Stromerzeuger am Werke sind.

Man kann schon sehen, das es geht - wenn Wirtschaft das nur will.

Bei der Einführung von Hartz I. - IV. ging es doch auch schnell - also warum sollte es denn nicht möglich sein, eher private Kraftwerke zu unterstützen als dem Stromkartell das Geld hinterher zu werfen?

Es wird sich auch rechnen lassen, denn ein kleines Kraftwerk kostet ca. 180.000 € - genug Energie (Strom & Wärme) für 7 Durchschnittshaushalte - womit sich der Betrag für den Einzelnen auf ca. 26.000 € reduzieren würde.

Btw.: Wirtschaft meint damit die große Lobby, die hinter den Politikern steht.

Kommentar von Fahrenheit am 6. Juli um 17:19 Uhr

Neben der Frage nach Alternativen sollte nicht außer acht gelassen werden das es ebenso, wenn nicht gar viel wichtiger ist den Energiebedarf drastisch zu senken. …
Leider sieht die Wirtschaft, bzw. die Politik, (ist ja fast das gleiche) genau wie die Industrie da keinen Handlungsbedarf, weil weniger Verbrauch auch weniger Umsatz bedeuten würde.

Das ist ein wichtiger Aspekt - aber hast Du die jüngste Strompreiserhöhung mitbekommen?! Satte 13 % hat Vattenfall Hamburg draufgeschlagen - und im Frühjahr kommt der nächste Zusachlag, wahrscheinlich auch wieder um die 10 bis 15 %.
Will heissen: die werden sich “ihre” Kohle schon holen.

Btw.: Die Stadtwerke Flensburg haben ihre Preise zum 1. Juli gesenkt…

Kommentar von arm am 6. Juli um 17:19 Uhr

Energiebedarf drastisch zu senken.

…denn auch Uran ist eine begrenzte Naturressource. Aber den Lebenstil freiwillig der Realität anzupassen, das kann man von einer “Zivilisation” wirklich nicht erwarten…

Ein guter Kommentar dazu, wieso uns die Verschwendung so unumgänglich erscheint:

“Der Grund liegt im System des Kapitalismus. Das System kann nicht existieren mit geringerem Verbrauch und weniger Verschwendung! Energie – unabhängig ob von Öl oder Atom erzeugt – ist ein „Produkt“ einer privatisierten Industrie! Solch eine Industrie kann nicht existieren im Rahmen des Kapitalismus, wenn sie weniger verkaufen und weniger verdienen! Die Ölindustrie ist eine privatisierte Industrie, die kein Interesse daran, hat, dass weniger Öl verbraucht wird! Und so ist es nicht anders bei Wasser und allen anderen Ressourcen der Welt! Der Kapitalismus benötigt das stetige Wachstum als Lebenselixier. Ansonsten würde es zusammen brechen. Kapitalismus sieht keine Bescheidenheit, kein Maßhalten vor. Kapitalismus sieht nicht vor, dass „Verbrauch“ reduziert wird und kann es auch nicht vertragen! Mehr, mehr, immer mehr ist die Devise, die in allen Bereichen ausgelebt werden muss.”

Kommentar von Nemo am 6. Juli um 17:51 Uhr

OhDaeSu,

Die Vorbildfunktion muss sein, dass Deutschland als hochtechnologiesierter Industriestaat beweist, dass es wichtig ist auszusteigen und dass es technisch möglich ist.
Langfristig 100 % Erneuerbare Energie, allerdings nicht vor 2050. Die Schlagworte sind Erneuerbare, Energieeffizienz und Energieeinsparung. Auf allen drei Feldern kann man noch ernorme Potenziale freisetzen. Das schafft Arbeitsplätze wie bewiesen worden ist, macht Deutschland zum Innovationsmotor und schont unsere Ressourcen.

das klingt ja alles wunderbar, aber gute Absichten sind noch keine Lösung. Ich möchte doch nur ein transparentes, seriöses, gut kalkuliertes Energiekonzept sehen, das beweist, dass sich das alles auch umsetzen lässt.

Energieeffizienz bedeutet, die Wirkungsgrade weiter zu erhöhen. Aber wo diese schon deutlich über 90% liegen, werden weitere Steigerungen - wenn überhaupt möglich - nur noch wenig bringen. Ansonsten bedeutet Energieeinsparung (und ich meine hier Elektroenergie, nicht etwa ein kleineres Auto), dass der Lebensstandard eingeschränkt werden müsste. Wie realistisch ist da die Akzeptanz?

Nehmen wir an, es würde eine Großtechnologie entwickelt, die weder umweltbelastend noch riskant und problematisch wäre, wie die derzeitigen Kernreaktoren. Könnte das nicht auch eine Lösung sein?

Was andere Länder machen, bzw. was sie behaupten ist erst mal nicht die Sache Deutschlands, außerdem ist es die Normativität des Faktischen, das diese Länder dazu treiben wird, eine nachhaltige Entwicklung einzuleiten.

Na, hoffentlich wissen diese Länder das auch. Der Trend geht im Moment erst mal in eine andere Richtung.

Strom wird nicht in der Sahara produziert sondern dort wo er gebraucht wird.

Der Hinweis auf die Sahara war durchaus ernst gemeint. Solarenergieanlagen und großflächige Aufwindkraftwerke sollte man schon dort bauen, wo viel Sonne und viel Platz ist. Und außerdem könnte die Entwicklung Afrikas davon profitieren.

Kommentar von pony_huetchen am 6. Juli um 18:08 Uhr

@ Nemo

Das ist keine utopische Zukunftsmusik, die Projekte u.a. des deutschen Instituts für Thermodynamik in Almeria nehmen immer konkretere Formen an, man plant eine große Station in Marokko, von der aus man die Energie u.a. nach Europa leiten will. Habe neulich gerade einen Bericht in einem der “schlauen” Fernsehprogramme (Arte oder 3sat) gesehen. :-)
Hier noch eine kleine Projektbeschreibung von 2001.
Hier kann man das Projekt gründlicher kennenlernen.

Kommentar von AKW-Zwischenfälle: Strahlende Salamitaktik » henningschuerig.de/blog am 6. Juli um 18:41 Uhr

[…] Eine strahlende Zukunft (Politblog) […]

Kommentar von Nemo am 6. Juli um 19:28 Uhr

Pony,

danke für interessante Links. Allerdings lese ich, dass die leistungsfähigsten dieser solaren Parabolrinnen-Kraftwerke auf 80 MW kommen. Ein AKW-Block hat ca. 500 MW und in einem Kraftwerk stehen bis zu 8 Stück davon…

In Spanien stand übrigens auch schon mal ein funktionsfähiges Aufwindkraftwerk. Ein größeres Teil ist in Australien geplant, ich weiß aber nicht, ob das Projekt weiterverfolgt wurde. Immerhin sollte die Leistung schon bei 200 MW liegen Allerdings braucht man dafür viel Platz und einen mutigen Statiker.

Kommentar von Wolle am 6. Juli um 20:11 Uhr

Es gibt in Deutschland ca. 60000 Wasserkraftwerke die reaktiviert werden könnten aber es wird nicht gemacht weil eine Lobby dies verhindert,dadurch könnten einige Atommeiler abgeschaltet werden.
Es wird zu viel in falsche Projekte investiert und die vorhandenen werden nicht genutzt.

Kommentar von Thomas am 6. Juli um 20:20 Uhr

Aber den Lebenstil freiwillig der Realität anzupassen, das kann man von einer “Zivilisation” wirklich nicht erwarten…

Das hab ich auch nicht gemeint.
Ich denke eher daran das es sicherlich genug Möglichkeiten gibt unsere größten Energieverbraucher sparsamer zu machen. Angefangen beim Auto, über Flugzeuge bis hin zu vielen elektrischen Geräten der Industrie und des täglichen Lebens. Nur leider spielen auch hier wieder die Umsätze eine Rolle, weshalb innovative Techniken lieber ein paar Jahrzehnte in irgendwelchen Schubladen versauern.
Wenn es uns nicht gelingt unseren Energiebedarf an die heutigen Ressourcen und zukünftigen Energieerzeuger anzupassen, brauchen wir uns bald keine Gedanken mehr über AKW’s und dergleichen zu machen. Die AKW Betreiber und Energielieferanten sehen das alles sehr kurzsichtig, denken nur an heute und wie man möglichst viel (Geld) aus der derzeitigen Situation heraus holen kann. Was anderes interessiert die leider nicht.

Kommentar von pony_huetchen am 6. Juli um 20:46 Uhr

Hallo Nemo,
hier habe ich noch etwas gefunden (alles auf die Schnelle - Entschuldigung). Das Projekt in Spanien ist ein Forschungsprojekt, selbstverständlich wird die gewonnene Energie genutzt. Die Pläne, höhere MW-Leistung zu erhalten sind, laut Aussage beteiligter Wissenschaftler und Techniker (so habe ich das nach dem Fernsehbericht, zu dem ich leider keinen Link finde) in Erinnerung, mittel-, nicht kurzfristig.

Ich sehe darin jedoch positive Ansätze. Man darf auch nicht vergessen, dass eine derartige Energieversorgung mit Anlagen geringerer Leistung möglicherweise durchaus interessant ist, ließe sich die Versorgung mit wenig wartungsintensiven und risikolosen “Kraftwerken” auch dezentralisiert zur regionalen Nutzung denken.

Hier noch ein kleiner Film aus Discovery Cannel zu dem EnviroMission Projekt (der Turm im australischen Outback soll jetzt wohl kleiner werden). Allerdings hat sich die Firma offensichtlich im Frühjahr diesen Jahres um einen Auftrag in Es Paso/ Texas beworben. Wohl aber auch für einen kleineren Turm. Habe alles nur überflogen - klingt aber interessant.

In Realiter gibt es offensichtlich keinen Turm (z.B. zumindest als kleineres Forschungsprojekt), dann muss man die Idee schon für etwas vermessen halten, gleich mit einem 1000-Meter-Monster aufzuwarten. ;-) Und ohne funktionierenden Prototypen kein Kunde, das weiß jeder Kleinbetrieb. (Bei Riesenhubers Tätschelkind bleiben ja sogar die Kunden aus, obwohl Milliarden Steuergelder in Transrapid plus Teststrecke wie in einen brennendes Ofenloch gesteckt wurden).

Hier noch eine Computeranimation zum Turbinenturm (lädt langsam, der Link führt aber zum Erfolg). Die Firma selbst sucht wohl noch Investoren, komisch, bei uns werden Energieforschungsvorhaben vom Staat nach Feudalherrenart mal finanziert und dann wieder nicht, mit Vorliebe wird erfolgreich laufendenden Projekten die Alimentierung entzogen.

Bei der australischen Firma sehe ich auf den ersten schnellen Blick keine staatlichen Forschungsstellen beteiligt, allenfalls eine Uni, die offensichtlich das Video erstellt hat. Ich weiß aber nicht, wie der Wissenschafts- und Forschungsbetrieb in Australien organisiert ist. ;-) (Man kann ja auch nicht alles wissen)

Kommentar von arm am 6. Juli um 20:57 Uhr

@Thomas
Solange es beim technischen Fortschritt vordringlich darum geht, einen möglichst großen Gewinn zu erzielen, ist die Technik eher ein Teil des Problems und nicht der Lösung.

Ohne eine “geistig-moralische Wende”:-) wird es keine freiwillige, gelenkte Anpassung an die Realität geben.

Kommentar von DaRockwilda am 6. Juli um 23:12 Uhr

Ich weiß nicht ob das schon angesprochen wurde, aber bei allen Kraftwerken die den Wind ausnutzen oder eben generell Luftströme sollte man auch bedenken, dass diese Luftströme dadurch ausgebremst werden bzw. eventuell sogar ganz verschwinden können, was im komplexen Ökosystem unvorhergesehene Folgen haben kann.

Kommentar von Nemo am 7. Juli um 00:12 Uhr

Pony,
ja es ist schon toll, wie viele Möglichkeiten es gibt, die Sonnenernergie umzuwandeln.

In Realiter gibt es offensichtlich keinen Turm (z.B. zumindest als kleineres Forschungsprojekt), dann muss man die Idee schon für etwas vermessen halten, gleich mit einem 1000-Meter-Monster aufzuwarten. Und ohne funktionierenden Prototypen kein Kunde

Doch, es gab diesen Prototypen in Manzarenas, Spanien. Der hat auch funktioniert, Turm war 200 m hoch, Leistung jedoch nur 50 kW. Die Kosten für große Anlagen sind jedoch gemessen an den Leistungen noch zu hoch.

Wenn man bedenkt, dass die auf die Erde eingestrahlte Sonnenenergie das Mehrfache des Bedarfs der Menscheit beträgt, sollten wir eigentlich kein Energieproblem haben, wenn wir einen Bruchteil davon umwandeln könnten.

Die Techniken dazu werden entwickelt und immer leistungsfähiger. Auf Atomkraft können wir dann in der Tat verzichten.

Rock,

Ich weiß nicht ob das schon angesprochen wurde, aber bei allen Kraftwerken die den Wind ausnutzen oder eben generell Luftströme sollte man auch bedenken, dass diese Luftströme dadurch ausgebremst werden bzw. eventuell sogar ganz verschwinden können, was im komplexen Ökosystem unvorhergesehene Folgen haben kann

Das mag sein. Auch andere Formen von Solarkraftwerken können unbekannte Folgen haben, wenn sie insgesamt auf der Erde große Flächen einnehmen. Es wird schwer sein, in der modernen, dicht bevölkerten Welt, menschliche Aktivitäten ohne gravierende ökologische Folgewirkungen zu realisieren.

Kommentar von OhDaeSu am 7. Juli um 01:11 Uhr

Nemo:

ein transparentes, seriöses, gut kalkuliertes Energiekonzept

Das gibt es in unserem aktuellen System auch nicht. Es ist absolut intransparent, unseriös und schlecht kalkuliert weil es den Verbraucher abzockt…
Es ist tatsächlich ein Systemproblem. Der Kapitalismus eignet sich wie schon bekannt, nicht für Nachhaltigkeit und langsames qualitatives Wachstum.

Wirkungsgrade lassen sich gerade durch Kraft-Wärme-Kopplung steigern.90% ist wirklich ziemlich hoch, das gibt es in der Realität nicht, in Deutschland liegt der Wert für alle Kraftwerke aktuell gerade bei 38 % bei den besten Gaskraftwerken bei 60%

Natürlich hat die Sahara z.B. gute Standortqualitäten für Solarzellenfarmen, allerdings ist der Stromverlust über die großen Entfernung zu groß. Was möglich wäre, ist die Energieproduktion in Afrika für die Produktion von Wasserstoff zu verwenden. Der ist ökologisch einwandfrei und ziemlich gut zu transportieren.

Die Akzeptanz ist natürlich so eine Sache, aber wenn der Konsument so unmündig ist, muss die Politik eben klare Vorgaben machen, wie z.B das erfolgreiche EEG oder die Top-Down-Regelung aus Japan im Bezug zur Effizienz von Elektrogeräten.

Kommentar von Rusty_James am 7. Juli um 01:28 Uhr

Wie alles andere in diesem Land wurden auch alle Kernkraftwerke privatisiert. Privatisierung bedeutet: Es interessiert uns einen Scheißdreck was ihr blöden Bürger wollt denn wir haben ein Arsch voll Geld und ihr nicht.
Und als ob nur einer dieser privaten Betreiber nur eine Sekunde daran geglaubt hat, daß es einen Atomausstieg geben wird. Das ist doch lächerlich. Es wird auch in Zukunft keinen geben. Denn was will Vater Staat denn machen? Vater Staat sitzt mit 1,5 Billionen Euro in der Kreide und Vattenfall & Co geht’s Prima.
Also: Wer hat wohl mehr zu sagen ?
Die ganze Diskussion geht sowas von an der Realität vorbei.

Kommentar von OhDaeSu am 7. Juli um 01:40 Uhr

naja das ist jetzt ziemlich pessimistisch. Staaten sind auch heute noch wichtiger als Konzerne, sonst würde es hier noch ganz anders aussehen. Das erklärt ausserdem, warum es im “demokratischen” Westen große unterschiede in der Wirtschaftspolitik gibt mit unterschiedlichen Ergebnissen, die zeigen, dass es immer mehrere Möglichkeiten gibt.

Und wenn du diesen Ansatz hast, was für Konsequenzen ziehst du denn daraus für deine politische Arbeit?

Kommentar von JohnD am 7. Juli um 01:46 Uhr

Also ich muss mich ausnahmsweise mal kritisch äußern - die 40 % sind tatsächlich eine Milchmädchenrechnung.

Beispiel:

“Die Wahrscheinlichkeit mit einem sechsseitigen Würfel eine 6 zu würfeln liegt bei 1/6. Ich muss also nur sechsmal würfeln um 100%ig eine 6 zu bekommen.”

Das ist natürlich Bullshit. Die Wahrscheinlichkeit bleibt für jedes Kraftwerk immer gleich, so wie es beim Würfeln ist.
Allerdings nähert sich mit der Zeit das Ergebnis dem Erwartungswert 1/6 bzw. beim Kraftwerk 0,1% an, aber nur bei unendlich vielen Versuchen.

Trotzdem bleibt die Wahrscheinlichkeit von 0,1% eine sehr hohe, im Vergleich zu den Auswirkungen auf jeden Fall untragbar.

Kommentar von Rusty_James am 7. Juli um 02:14 Uhr

Meine politische Arbeit und Einstellung ist mittlerweile bei so einem Satz von Churchill angekommen:

“There may be even a worse fate. You may have to fight when there is no hope of victory, because it is better to perish than live as slaves.”

Gerhard Schröder selbst hat doch bei einem Fernsehinterview von ‘98 kurz nach seinem Sieg grinsend und Zigarre rauchend gesagt:
“Ich weis ganz genau daß der Vorstandsvorsitzende von VW mehr Macht hat als ich.”
Es ist ja nicht so, daß der Staat keine Macht besäße. Nur:
Wer besitzt die Macht über den Staat ?
Der Schlüssel liegt in unserem Geldsystem. Wenn man das erstmal begriffen hat merkt man aber auch wie aussichtlos die Lage ist.

Die Menschen könnten doch selbst entscheiden, ob AKWs gebaut werden, ob Kriege geführt werden, ob dies ob das, aber dazu müssten wir frei sein vom Geld (also das “Schuld-Geld”) Aber solange sind wir Sklaven. Und Sklaven haben nix zu melden…

Kommentar von 24stunden.de am 7. Juli um 09:08 Uhr

Datenumgang…

Nach dem Vorfall in AKW Krümmel:
“Bei der Datensicherung im Zuge der Schnellabschaltung sind in Krümmel offenbar nicht alle Daten gespeichert worden” (Gitta Trauernicht, Sozialministerium Schlewsig-Holstein) [via]
Das scheint ja ein rech…

Kommentar von Mr.Chainsaw am 7. Juli um 12:47 Uhr

Man man, die Wahrscheinlichkeit bei 6 Würfeln eine 6 zu würfeln ist gerade nicht 100%, hast du schonmal etwas von Verteilungen gehört?
Allerdings geht mit steigender Anzahl von Würfen die Wahrscheinlichkeit eine 6 zu bekommen gegen 1.

In anderer Sache: Eigentlich ist es doch klar wieso vernünftige Konzepte, dass Energieproblem zu lösen nicht umgesetzt werden (und davon gibt es wirklich genug).
Es springt einfach nicht genug Profit für die Energiekonzerne raus. Es ist so schrecklich, geradezu unverantwortlich, dass wegen des Kapitals mit Menschenleben “gewürfelt” wird.

Kommentar von Eine strahlende Zukunft « infowars am 7. Juli um 14:54 Uhr

[…] Eine strahlende Zukunft politblog.net  […]

Kommentar von NemesisTN am 7. Juli um 22:34 Uhr

Hmm, als Energietechniker möchte ich mal die Frage in den Raum werfen, wieviele von euch dabei die Auswirkungen der regenerativen Energien auf das (Strom-)Leitungsnetz beachten.

Egal ob Wind oder Solar, die Energie wird mittels Wechselrichtern eingespeist und diese produzieren - bauartbedingt - starke elektrische Nebenwirkungen (Oberschwingungen). Um diese zu kompensieren sind teils erhebliche Eingriffe in das Stromnetz erforderlich. Diese kosten wiederum Geld. Natürlich könnte man darauf verzichten, aber dadurch würde die Versorgungssicherheit in D. stark beeinträchtigt, ein ordnungsgemäßer Betrieb vieler Geräte nicht mehr sichergestellt.

Insofern sollten sich alle, die hier nach alternativen Energien in hohen, zweistelligen Prozentwerten schreien, sich auch auf hohe Strompreiserhöhungen gefasst machen…

Desweiteren kann so ein Trafo-Brand auch mal länger als 2 Tage dauern, immerhin enthält ein Leistungstrafo dieser Größe mehrere hundert Tonnen Öl.

Die weiteren Auffälligkeiten im Reaktor stehen in keinem mir ersichtlichen Zusammenhang mit dem FEUER im Trafo, da er in größerer Entfernung zum Reaktor steht.

Kommentar von OhDaeSu am 8. Juli um 02:53 Uhr

danke für diese fachlichen infos…

Kommentar von Eine strahlende Zukunft - Pax Aeterna am 9. Juli um 12:46 Uhr

[…] · tar, den 09.07.07 in Wirtschaft, Technik, Politik, Wissenschaft, Probleme, Deutschland Quelle: politblog.net […]

Kommentar von Bagdad Café am 9. Juli um 20:33 Uhr

Kleine Hinschau Brunsbüttel:

Offenbar werde stetig Wasserstoff eingetragen. Dies könnte zu einer Explosion führen.

Diese Einschätzung stammt nicht von irgendwelchen Panikmachern, sondern vom (zuständigen) Kieler Sozialministerium.

Quelle: Handelsblatt

Der Reaktor wird derzeit vorsorglich mit 25% Leistung gefahren. Abschalten wäre wohl momentan noch zu teuer. Mal abwarten, wann es sich rechnet…

Kommentar von Alvanx am 10. Juli um 22:48 Uhr

Fakt ist: Ein befreundeter Diplom-Physiker und Ingenieur sagte mir, dass ein Brand in einem Trafo-Häuschen in einem Kernkraftwerk nun wirklich nicht auf die Titelseite gehört, so ungefährlich ist das. Der einzige Grund, warum es da ist, ist die latente Angst der Bevölkerung und sensationsgeile Medien. Völlig übertrieben.

Kommentar von Bagdad Café am 12. Juli um 13:50 Uhr

@Alvanx

Bei dem betroffenen ‘Trafohäuschen’ handelte es sich nicht etwa um ein solches, wie es an manchen Straßenecken anzutreffen ist, sondern um ein Aggregat, das 700MW (0,7 Gigawatt) umsetzen kann/können muß. Möglichst ’sicher’, bitteschön. Über die Vorschäden-Spekulationen, die Vattenfalls Thomauske alsbald losgelassen hat, möge jeder selbst recherchieren. Verantwortung für den Vorfall hat er nicht übernommen.

Die Faktenlage wird auch immer undurchsichtiger statt transparenter: offenbar war die Schnellabschaltung gar keine Schnellabschaltung, sondern eine aufgrund von (!) Kommunikationsschwierigkeiten erfolgte manuelle Abschaltung der Bedienermannschaft. Dafür gab’s auch schon eine Rüge, hätten das Ding einfach weiterlaufen lassen sollen, meinte der Oberaufseher in den vergangenen Tagen.

Dem Boden das Faß aber schlägt die eben gelesene Meldung einer Frau Reiche, Vize-Fraktionsvorsitzende ihres Zeichens:

“Mir missfällt, dass deswegen eine Debatte über die friedliche Nutzung der Kernenergie losgetreten wird”, sagte Reiche der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” (Donnerstagsausgabe). Die Vorfälle seien kein Grund, den Atomausstieg zu fordern.

Quelle: rp-online

Meines Wissens ist der Ausstieg Stand der Dinge, der ‘Wiedereinstieg’ oder ‘Ausstieg aus dem Ausstieg’ steht zur Debatte.
Frau Reiche ist da wohl ihrer Zeit voraus oder hat ungewollt den internen Status Quo in die Öffentlichkeit gebracht, ohne es zu wollen. Ob sie das nochmal dementieren kann?

Macht nichts, ver***** und belogen werden wir ja sowieso.

Kommentar von Bagdad Café am 12. Juli um 14:11 Uhr

Hier noch der nachgereichte link zum ‘neutralen’ Stand der Dinge bzgl. Krümmel von vor zwei Tagen.

Kommentar von Bagdad Café am 12. Juli um 20:22 Uhr

Dem Faß den Boden … schlägt … aus:

sowie:

… Öffentlichkeit gebracht, ohne es zu merken.

soll das natürlich heißen, zwei Beiträge weiter oben. War da doch etwas in Rage und aufgewühlt, nachdem ich die Meldung gelesen hatte. Beinahe hätte die Verdrehungs-Verdummung auch bei mir schon erste Erfolge gefeiert.

Kommentar von Alvanx am 14. Juli um 13:45 Uhr

Ich bin sicher, besagter Freund von mir ist versiert genug, um den Unterschied selbst zu kennen - und doch sagte er das.
Natürlich kann man nicht ausschließen, dass er diese Einschätzung aufgrund ihm bekannter Fakten getroffen hat.

Kommentar von Bagdad Café am 14. Juli um 14:18 Uhr

Natürlich kann man nicht ausschließen, dass er diese Einschätzung aufgrund ihm bekannter Fakten getroffen hat.

Diesen Satz musste ich jetzt auch viermal lesen, um die nicht ganz vollständige dreifache Verneinung darin zu kapieren ;-) .

Wolltest Du damit sagen, er hat diese Einschätzung abgegeben, weil er mehr Konkretes zu dem Vorfall weiß, als er ‘offen zugeben’ kann? Oder wolltest Du damit ausdrücken, er sagte das, obwohl ihm manche ‘Fakten’ nicht bekannt waren (dann würde die Vorsilbe ‘un’ bei den ‘bekannten Fakten’ fehlen)? Oder willst Du uns damit eigentlich nur sagen, daß Du ‘davon ausgehst’, daß er diese Einschätzung aufgrund ihm vorliegender Information gegeben hat?

Jeder kann sich herauslesen, was er braucht. Sowas nenn ich Desinfo, es sei denn, es handelt sich um einen klitzekleinen Weglass-Schreibfehler. Klär uns auf!

Kommentar von Bagdad Café am 15. Juli um 19:56 Uhr

Bei allem Ernst darf man der politblog-Welt auch diese Welt-Sicht der Dinge nicht vorenthalten. Frau Reiche hat sich wohl doch nicht geirrt, wir haben wegen solcher ‘Vorfälle’ sogar Grund zum Lachen und Freuen! Wie bei einem bunten Feuerwerk! Nix für ungut…

Kommentar von Bagdad Café am 18. Juli um 21:14 Uhr

Nachdem nun doch schon zwei Hüte genommen worden sind (Thomauske/Rauscher) will ich auch nicht versäumen, Korrekturen meinerseits anzubringen. Nicht einer der Riesentrafos brannte, sondern einer von zwei kleineren Transformatoren für die KKW-Eigenversorgung.

Quelle: Nadeshda

Hier sind auch einige der konkreten Fehlerumstände nachzulesen. Auch daß die tatsächliche Abfolge ein typischer Mensch-Maschine-Fehlerkreislauf war (bei semi-optimalen Programmroutinen sicherheitsrelevanter IT-Technik) geht anschaulich aus dieser Schilderung hervor. Eine einzige externe (nach wie vor unklare) Ursache, dann eine Kette von Ereignissen, die ‘eigentlich’ gar nicht hätte auftreten dürfen, weil sie so nicht ‘geplant war’. Trial and error nach 24 Jahren Hochsicherheitsbetriebserfahrung. Eine stolze Leistung!

Kommentar von Bagdad Café am 2. August um 20:06 Uhr

Auch wenn es hier niemanden mehr so richtig zu interessieren scheint: Die Info bei Nadeshda am 17./18.Juli war Vattenfall-mäßig getürkt: Es war eben doch einer der beiden “großen” Trafos, der abgeraucht ist. “Nicht besonderes”, wie @Avlanx weiter oben über seinen ‘versierten Freund’ ausrichten lies.

Ebenso täuschte sich wohl @NemesisTN mit seiner Einschätzung:

Die weiteren Auffälligkeiten im Reaktor stehen in keinem mir ersichtlichen Zusammenhang mit dem FEUER im Trafo, da er in größerer Entfernung zum Reaktor steht.

Denn heute werden die Vorbereitungen zum Ersatzteil Transport berichtet (etwa 400 to immerhin) und der vorläufige Vattenfall Zwischenbericht mit seinen 130 Seiten, datiert vom 13.Juli 2007, ist im Rahmen der ‘gläsernen Propagandashow’ noch online zu bestaunen, für eine Weile. Da steht es bereits drin, was Nadeshda 4 Tage später kleininterpretiert hat. Und alle Auffälligkeiten, so ist dort nachzulesen, standen in eindeutig ersichtlichem Zusammenhang mit dem FEUER im Trafo, nur mal so nebenbei bemerkt…

Wer starke Nerven hat kann sich hier über die neuesten Dübelerkenntnisse und den ganz normalen Revisionswahnsinn einen Eindruck verschaffen. Liest man nicht alle Tage…

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