GIs vs. US Army
Erinnern sich jemand an seine Geschichtsstunden, als es um den Anfang des letzten Jahrhunderts und dessen Revolutionen ging? Russland und Deutschland brannten und waren der Welt ein Leuchtfeuer der Freiheit. Und nicht umsonst hießen die revolutionären Organe damals nicht etwa “Arbeiter- und Bauernräte”, wie man vermuten könnte, sondern eben “Arbeiter- und Soldatenräte”, denn die Soldaten waren die Hauptleidtragenden der kapitalorientierten Herrschaft.
Manche Dinge ändern sich auch nicht. Und wer heute vom militärisch-industriellen Komplex in den USA spricht, der schlagkräftigsten militärischen Organisation der Welt, sollte eines im Hinterkopf haben: Ihre eigenen Soldaten überziehen die Army ständig mit Kritik. Und nicht mit Mäkeleien wegen der Rote-Bohnen-Quote in den Feldrationen, sondern mit vernichtender Kritik an Grundsatzentscheidungen wie der Anschaffung der neuen Transportpanzer der (amerikanischen) Panzergrenadiere, der LAV-Serie, meist “Stryker” genannt. Seiten über Seiten füllt die grundsätzliche Kritik der Soldaten an einem radgestützten 22-Tonnen-Ungeheuer, dessen “männliche” Varianten (also die LAV-III, die mit der großen Kanone) im Boden fixiert werden müssen, um nicht beim Feuern umzufallen, deren Panzerung im Gefecht im Irak sich als vollkommen unzureichend erwiesen hat, deren Bodendruck so lächerlich groß ist, dass selbst die Straßen in Bagdad sie nicht aushalten, deren Fahrwerk so überlastet ist, dass dreimal am Tag der Luftdruck der Reifen überprüft werden muss und schon ein einziger der acht luftgefüllten Reifen durch seinen Ausfall das gesamte Fahrzeug außer Gefecht setzen kann. Nebenbei erwähnt: Er kostet auch eine Unmenge. Ein Ersatzreifen schlägt mit etwa 1.000 Dollar zu Buche, und die Arbeitspferde der Lufttransportflotte, die Herkuli, können pro Flug gerade mal 60 dieser Reifen mitnehmen. Teure, schöne neue Welt der militärischen Nutzlosigkeit: Die Stadtkampfmissionen, für die der Stryker gedacht war, machen heute doch wieder Panzer.
Wieso ist so ein Scheiß erst angeschafft worden? Weil Räder bei den Anschaffungskommitees dieser Welt gerade en vogue sind. Wieso sind sie en vogue? Weil für sie Lobbyarbeit betrieben wird. Wieso wird diese Lobbyarbeit betrieben? Weil 8-Rad-Allradantriebe nun mal inhärent kompliziert und teuer sind und so High-Tech-Firmen lukrative Aufträge abstauben.
Der Stryker ist einer der größten militärischen Fehlentwicklungen der letzten drei Jahrzehnte. Zieht die US Army jetzt die Konsequenzen, schmeißt das Teil weg und mottet die M116-Transportpanzer wieder aus, die selbst dem Vietkong Probleme bereiteten? Natürlich nicht, sie kauft weiter Aufrüstkits für den fahrenden Schrotthaufen Radpanzer. Gegen die Stimmen der Soldaten. Zwei Lehren können wir daraus ziehen:
Over and out, — Steve
Manche Dinge ändern sich auch nicht. Und wer heute vom militärisch-industriellen Komplex in den USA spricht, der schlagkräftigsten militärischen Organisation der Welt, sollte eines im Hinterkopf haben: Ihre eigenen Soldaten überziehen die Army ständig mit Kritik. Und nicht mit Mäkeleien wegen der Rote-Bohnen-Quote in den Feldrationen, sondern mit vernichtender Kritik an Grundsatzentscheidungen wie der Anschaffung der neuen Transportpanzer der (amerikanischen) Panzergrenadiere, der LAV-Serie, meist “Stryker” genannt. Seiten über Seiten füllt die grundsätzliche Kritik der Soldaten an einem radgestützten 22-Tonnen-Ungeheuer, dessen “männliche” Varianten (also die LAV-III, die mit der großen Kanone) im Boden fixiert werden müssen, um nicht beim Feuern umzufallen, deren Panzerung im Gefecht im Irak sich als vollkommen unzureichend erwiesen hat, deren Bodendruck so lächerlich groß ist, dass selbst die Straßen in Bagdad sie nicht aushalten, deren Fahrwerk so überlastet ist, dass dreimal am Tag der Luftdruck der Reifen überprüft werden muss und schon ein einziger der acht luftgefüllten Reifen durch seinen Ausfall das gesamte Fahrzeug außer Gefecht setzen kann. Nebenbei erwähnt: Er kostet auch eine Unmenge. Ein Ersatzreifen schlägt mit etwa 1.000 Dollar zu Buche, und die Arbeitspferde der Lufttransportflotte, die Herkuli, können pro Flug gerade mal 60 dieser Reifen mitnehmen. Teure, schöne neue Welt der militärischen Nutzlosigkeit: Die Stadtkampfmissionen, für die der Stryker gedacht war, machen heute doch wieder Panzer.
Wieso ist so ein Scheiß erst angeschafft worden? Weil Räder bei den Anschaffungskommitees dieser Welt gerade en vogue sind. Wieso sind sie en vogue? Weil für sie Lobbyarbeit betrieben wird. Wieso wird diese Lobbyarbeit betrieben? Weil 8-Rad-Allradantriebe nun mal inhärent kompliziert und teuer sind und so High-Tech-Firmen lukrative Aufträge abstauben.
Der Stryker ist einer der größten militärischen Fehlentwicklungen der letzten drei Jahrzehnte. Zieht die US Army jetzt die Konsequenzen, schmeißt das Teil weg und mottet die M116-Transportpanzer wieder aus, die selbst dem Vietkong Probleme bereiteten? Natürlich nicht, sie kauft weiter Aufrüstkits für den fahrenden Schrotthaufen Radpanzer. Gegen die Stimmen der Soldaten. Zwei Lehren können wir daraus ziehen:
- Selbst die Militärs haben den militärisch-industriellen Komplex nicht so weit im Griff, dass sie eine optimale Armee aufbauen könnten.
- Wer keine Soldatenräte bildet, wird verheizt.
Over and out, — Steve
Kommentar von DaRockwilda am 2. Oktober um 19:06 Uhr
Sher interessant. Ich hatte schon öfter über die lächerliche Ausrüstung der Armee gelesen, vor Allem was die Schutzwesten angeht. Über den Stryker wusste ich noch nichts außer eben auch dass es jetzt die Variante mit einer noch größeren Kanone gibt - das sie eingegraben muss zum Feuern ist das Sahnehäubchen.
Es wird tatsächloch vorwiegend das beschafft was den Firmen die höchsten Gewinne beschert. Flugzeuge sind da ein Musterbeispiel.
Noch zu den Soldatenräten. Selbst in Fällen wo die Soldaten sprechen, ob mit Rat oder ohne, werden sie von der zivilen Führung ignoriert. Die vergessenen Veteranen wären schon eine Geschichte für sich, aber wenn man auch zB an Karpinski (Kommandierende in Abu Ghraib) oder General Shinseki(?!) denkt, der vor dem Krieg sagte man brächte mindestens doppelt so viel Männer und deshalb von Rummy gefeuert wurde.
Man darf das Konzept der zivilen Führung getrost anzweifeln denke ich.
Kommentar von vogel am 3. Oktober um 21:12 Uhr
Ich finde das eigentlich sehr erfreulich.
Somit ist die Effizienz geringer,mit der dieses Land anderen Schaden zufügen kann.
Kommentar von Steve am 5. Oktober um 00:48 Uhr
Hallo Vogel,
Somit ist die Effizienz geringer,mit der dieses Land anderen Schaden zufügen kann.
Und dafür opferst du das Leben der armen Schweine, die genauso wenig dafür können, GIs zu sein, wie wir, dass Merkel noch Macht hat? Nicht schön.
Gruß, Steve
Kommentar von Vogel am 5. Oktober um 08:45 Uhr
Hallo Steve,
für mich sind das keine armen Schweine.
Ein Soldat,der unter dieser Regierung in so eine Region geht,weiss sicher was er da tut.Er lässt sich dafür bezahlen,dass er am Völkermord teilnimmt.(Irak)
Für mich sind das fast alles Söldner.Um die wenigen verrückten Idealisten,die vieleicht dabei sind ist es schade.
Und wir können alle was dafür,dass Merkel,Bush,Blair usw. an der Macht sind.
Kommentar von Steve am 5. Oktober um 09:32 Uhr
Hallo Vogel,
Na ja, die GIs sind zu einem guten Teil Unterschichtangehörige, sozusagen Proletariat, denen zwei Wege offenstehen: Den Rest ihres Lebens als “working poor” verbringen und sich im Alter die Hände an der Mülltonne wärmen oder zur Armee gehen und ohne teure Ausbildung ein gutes Auskommen finden. Wir können uns, von der Warte eines Deutschen oberhalb des gläsernen Daches, unsere Moralien leisten – andere nicht.
Dafür, dass Merkel an der Macht ist, übernehme ich keine volle Verantwortung. Kein Ergebnis der Bundestagswahl hätte Merkel nicht an die Macht gebracht, und ich sehe keine moralische Verpflichtung zum gewaltsamen Umsturz der Verhältnisse. Oder siehst du andere Möglichkeiten?
Kommentar von DaRockwilda am 5. Oktober um 12:10 Uhr
@Steve:
Mit einem Teil der GIs hast du Recht, aber es gibt ebenso einen guten Teil von NeoNazis und Ex-Knackis etc die einfach nur Leute umbringen wollen, weil sie das am Besten können.
Kommentar von Steve am 5. Oktober um 23:16 Uhr
Hi RockWilda,
Mit einem Teil der GIs hast du Recht, aber es gibt ebenso einen guten Teil von NeoNazis und Ex-Knackis etc die einfach nur Leute umbringen wollen, weil sie das am Besten können.
Und deshalb haben sie den Tod in den Strykers verdient?
Und wenn nicht: Hat der “ehrliche” Teil der GIs den verdient?
Schönen Gruß, Steve
Kommentar von DaRockwilda am 5. Oktober um 23:38 Uhr
Verdient haben sie ihn nicht, aber Opfer sind sie jedenfalls auch nicht. Und selbst die “ehrlichen” haben jederzeit die Möglichkeit, es wie Ehren Watada zu machen und sich zu weigern in den Irak zu gehen. Oder zu desertieren wie es bereits so viele getan haben.
Kein Soldat muss sich einem illegalen Befehl beugen, also können sie sich nicht rausrede dass sie ja nur Befehle ausführen.
Und das mag anfangs noch nicht gegolten haben, aber spätestens im Jahr 2006 muss jedem da unten klar sein dass alle Kriegsgründe falsch waren und es somit keinen verfassungsgemäßen Einsatzbefehl gibt.