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Wer hat Angst vorm Terror-Mann?

Das Einschüchtern der G8-Gegner mit Polizeistaatsmethoden hat nicht funktioniert, jetzt wird es massiv mit Angstmache probiert. Die mediale Propagandamaschine versucht im letzten Moment, G8-Gegner mittels Terrorwarnung von einer Teilnahme an den Protestaktionen vor Ort abzuhalten.

Gestern beschwor das fleißige Spiegel-Schreiberlein Yassin Musharbash auf spiegel.de die “Angst vor dem Gleneagle-Faktor” herauf:
Die Sorge vor gewaltbereiten Linksautonomen steht bei den Sicherheitsbehörden vor dem G-8-Gipfel im Vordergrund. Doch auch für einen Anschlag islamistischer Terroristen entwickeln sie Szenarien. Mehrfach waren Gipfeltreffen bereits im Visier von al-Qaida & Co.
[…]
Deutsche Sicherheitsbehörden versuchen natürlich […], sich auf den schlimmsten Fall vorzubereiten. […] Der Katastrophenschutz, heißt es, bereite sich entsprechend vor.

Wenn Sicherheitsbehörden Szenarien entwickeln und üben, wie sie bei solchen reagieren wollen, dann ist erfahrungsgemäß die Gefahr besonders groß, dass genau zu diesem Zeitpunkt genau diese Szenarien unter fragwürdigen Umständen Realität werden. Sowohl am 11.09.2020 in den USA als auch am 07.07.2020 in London liefen Übungen der Sicherheitsbehörden mit ziemlich genau dem Szenario, das dann Wirklichkeit wurde. Wobei ich zumindest bei den London-Anschlägen davon ausgehe, dass die beteiligten vier jungen Männer pakistanischer Herkunft genauso wenig Ahnung davon hatten, dass sie als “Selbstmordattentäter” auserkoren waren, wie jene Iraker, die von den Besatzern regelmäßig mit präparierten Fahrzeugen gezielt zu Menschenansammlungen geschickt und dort “gezündet” werden. Man hat das bewährte Konzept halt auch mal in London angewendet. Alle vier “islamistischen Terroristen” hatten sich damals Rückfahrkarten nach Hause gekauft.

Musharbash stellt korrekt fest, dass die Anschläge von London dazu dienten, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit vom damaligen G8-Treffen in Gleneagle abzulenken.

Nur: Welches Interesse sollten ausgerechnet diese “Terroristen” daran gehabt haben, vom G8-Gipfel 2005 abzulenken? Eher hätten sie doch Interesse haben müssen, den G8-Gipfel mit seinen hochrangigen “Kreuzzüglern” selbst zu attackieren. Wem kam die abgelenkte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit denn tatsächlich zu Gute? War die Öffentlichkeit danach noch auf den G8-Gipfel selbst konzentriert? Natürlich nicht. Alles war geschockt von den Anschlägen auf Londoner U-Bahnen und Busse, und alle schauten nur noch nach London, nicht mehr nach Gleneagle.

Es wird dann auch schwierig für’s Musharbash-Schreiberlein, logisch zu begründen, warum die angeblichen Terroristen sich bei ihren späteren “Erklärungen” überhaupt nicht auf den G8-Gipfel bezogen, den sie sich doch offenbar gezielt als Zeitpunkt für ihre Anschläge ausgesucht hatten.
Weder die vier Selbstmordattentäter dieses 7. Juli 2005 noch ihre Hintermänner von al-Qaida nahmen in ihren Erklärungen später Bezug auf das Stelldichein der Wirtschaftsführer in Gleneagles. Sie begründeten den Horror von London vor allem mit dem Irakkrieg. Trotzdem bestand nie ein Zweifel daran, dass die Angriffe zeitlich abgestimmt waren: Während die wichtigsten Staatenlenker der Welt in Gleneagles versammelt waren, sorgten die Terroristen dafür, dass die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von Schottland nach London umgelenkt wurde.

Es gibt keinen Grund, aber trotzdem besteht kein Zweifel. Alles klar, Herr Musharbash. Nachvollziehbare Argumente sehen anders aus.
“Wir sollten gewarnt sein”, erklärte Mitte Mai Innenminister Wolfgang Schäuble unter Bezug auf die Anschläge während des Gleneagles-Treffens. Und weiter: “Wenn sich einige der wichtigsten politischen Führer der Welt treffen, gibt es eine erhöhte Gefahr.”

Ja, natürlich. Aber von wem geht sie aus, die Gefahr? Nachdem jetzt das Thema G8 in Heiligendamm seitens der deutschen Sicherheitsbehörden nach Kräften in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gezerrt wurde, indem mit jeder neuen Sicherheitsmaßnahme erfolgreich provoziert und die Empörung der Gegner immer weiter angeheizt wurde, wird all die Aufmerksamkeit jetzt wohl doch eher unangenehm. Einen Anschlag als Ablenkungsmanöver könnte der neue deutsche Überwachungsstaat gut gebrauchen, nachdem er sich mit seinen diversen Verstößen gegen das Grundgesetz so ins Rampenlicht gedrängt hat. Dann könnte er nämlich halbwegs unbeobachtet von der abgelenkten Öffentlichkeit gegen die G8-Gegner vor Ort vorgehen. Und mit der Kritik und den Argumenten der G8-Gegner bräuchte man sich dann schon gleich gar nicht mehr auseinanderzusetzen. Ein Terroranschlag würde darüber hinaus endlich die angebliche Legitimation für die massive Einschränkung der Grundrechte liefern.

Amerikanische Gipfelgegner werden vom US State Department gewarnt, nach Heiligendamm zu reisen, weil es dort zu “potentiell gewalttätigen Protesten” kommen könnte. Die Bewohner der bei den Razzien am 09.05.2020 durchsuchten Wohnungen und Büros in Deutschland werden den Amerikanern gleich mal als Bombenleger präsentiert. Und prompt tauchen wie auf Bestellung die üblichen “Al-Qaida”-Videos auf, in dem “islamistische Terroristen” mit großer Geste und starken Worten schreckliche Racheakte ankündigen.

Schäuble warnt ja schon seit Mitte April - brav unterstützt vom Chor der Medien - vor einer erhöhten Gefahrenlage. Verstärken die USA daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen für ihre Niederlassungen in Deutschland, wird das dann als Beleg für die erhöhte Gefahrenlage gewertet und als dramatische Nr. 1 Meldung herumposaunt. Dabei hat man hat diese angebliche Gefahrenlage in Deutschland ja bewusst herbeigeführt, indem im Oktober 2006 die Bundeswehr zur Unterstützung Israels an die libanesische Küste und im Februar 2007 Tornados zur “Aufklärung” nach Afghanistan geschickt wurden. Und das Töten werden “die Deutschen” auch brav wieder lernen, wie seitens der Verbündeten ja gefordert wurde. Das Getötetwerden in Nordafghanistan ist nur der Auftakt, damit die nötige Motivation vorhanden ist …
Die Ausführungen Schäubles sind umso plausibler, als London/Gleneagles nicht das erste Mal war, dass Terroristen von al-Qaida & Co. Gipfeltreffen zum Anlass für Anschlagsplanungen nahmen.

Eine Ansicht, zu der Terrorexperte Guido Steinberg von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik neigt. “Mit so etwa muss man immer wieder rechnen”, sagt er deshalb. Aus Sicht der dschihadistischen Terroristen seien bei einem G-8-Gipfel zudem “fast alle globalen Feinde dabei”. Sprich: Die Führungsmächte des von Bin Laden und Konsorten immer wieder beklagten “Kreuzzuges gegen den Islam”.

Genau, und deswegen lenken Terroristen von diesen Führungsmächten ab, indem sie anderswo Bombenanschläge verüben, z.B. auf Volksfesten in Berlin:
Sie könnten, analog zu den Londoner Attentätern, auf Berlin oder eine andere große Stadt ausweichen. Einkaufszentren, öffentliche Feste …

Was schließen wir daraus? Wenn es irgendwo knallt an diesem Wochenende, dann nicht in Heiligendamm. Dort gibt es dermaßen viel Polizei und extreme Sicherheitsvorkehrungen, dass islamistische Terroristen dort nicht die geringste Chance haben dürften. Also laßt euch nicht ins Bockshorn jagen, Leute.

Fahrt nach Rostock und Heiligendamm und beteiligt euch an den Protesten gegen die G8 und ihre ungerechte Politik!

Dieser Eintrag wurde am Donnerstag, den 31. Mai 2007 von Die Worschula geschrieben und in die Kategorie Allgemein eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von otti am 31. Mai um 16:48 Uhr

Diese Schlussfolgerungen teile ich.

Kommentar von strange am 31. Mai um 17:09 Uhr

Erinnerung an Gleaneagles:
ÖkoCamp bei Stirling 07/07/05
Als die Bombe in London explodierte brach Panik aus, unzählige Diskussionen fanden statt, aktionen wurden abgeblasen, Gedenkveranstaltungen einberufen.
Retraumatisierung (9/11) waren einigen deutlich ins Gesicht geschrieben.
Angst machte die Runde.
Angst mit den AttenTätern in einen Sack gestopft zu werden, wurde durch Solidarität mit den Opfern beantwortet.
Persönlich habe ich jetzt schon, deswegen, als Mitantraumatisierter ein beschissenes Gefühl welches Szenario diesmal stattfinden wird.
Die Strategie des Spannung läuft seit ein paar Wochen, in was wird sie gipfeln am gipfel?
Wie lässt sich darauf vernünftig reagieren, wenn mensch in dem Moment selbst unter Angst steht und den möglichen Tatverlauf nicht kennt?
Die Regierungen würden Mama und Papa spielen, die Leute wären infantalisiert und Gedenkbefehle abwartend, würden sie fragen was die Herrschenden nun tun werden.
Die Kritischen würden moralisch sofort gedeckelt werden.
Das Misstrauen ist noch nicht gross genug, dass die Angst in Wut wechseln könnte.
Die Formel würde ein weiteres Mal unerkannt aufgehen.
Ausser es gebe Drehbuchfehler oder ein Chaoseffekt bringt den Manipulationsmechanismus durcheinander.
Die Möglichkeiten dann noch etwas zu tun sind klein, vorher etwas zu tun zu spekulativ und währendessen würde die Unwissenheit und der (re)Schock die Individuen regieren.
Auf jedem alternativen Weg würden Fallen versteckt sein, aber manchmal fallen auch die Mächtigen in ihre eigenen Fallen,
Leute, passt auf Euch und Eure FreundInnen auf, und im Falle der Falle, ist es vielleicht am klügsten das zu machen was sowieso der Plan ist.:
Block G8, egal ob in Heiligendamm oder sonstwo auf der Welt.

Kommentar von DaRockwilda am 31. Mai um 17:18 Uhr

Alle mal lachen:

Stephan Leibfried in der Zeit vom 16.Mai 2007 (gedruckt):

“Als Student in den 1960er Jahren sah ich im Staat den ‘Herrn der Untertanenfabrik’. Heute, in stürmischen Zeiten ganz anderer Art und als Sprecher eines großen Forschungsverbunds zum Staatswandel, erscheint mir der Staat eher als ein letzter, fragiler, bewahrenswerter Anker unserer Freiheiten.”

Der Mann sollte zur Titanic wechseln.

Kommentar von Sitting-Bull am 31. Mai um 20:26 Uhr

Was schließen wir daraus? Wenn es irgendwo knallt an diesem Wochenende, dann nicht in Heiligendamm. Dort gibt es dermaßen viel Polizei und extreme Sicherheitsvorkehrungen, dass islamistische Terroristen dort nicht die geringste Chance haben dürften. Also laßt euch nicht ins Bockshorn jagen, Leute.

D’áccord. Nirgendwo ist man sicherer als in Heiligendamm nächste Woche.

Liberale Weltstädte trifft es “merkwürdigerweise” am häufigsten (NY, London, Madrid?). Klar, SIE hassen unsere Freiheit, unsere Liberalität. Stehen also gute Chancen für Hamburg, wobei das zu nah am Tagungsort wäre, oder nicht? Zur Zeit liegt hier ein britischer Flugzeugträger zum “informellen” Besuch. Ob dieser eine “Ware” geliefert hat?

Kommentar von alexandra am 31. Mai um 20:27 Uhr

genau - gerade angesichts der sicherheitsvorkehrungen, die in den letzten jahren immer perfekter wurden, könnten nur “terroristen” mit militärisch-geheimdienstlichem hintergrund irgendwem im “goldenen käfig” von heiligendamm gefährlich werden. derlei “terroristen” können aber, als trainierte killer, auch irgendwann anders zuschlagen, wenn jemand weniger martialisch bewacht wird.

mit den menschen, die gegen die g8 demonstrieren, hat dies null zu tun. aber gerade weil es immer mehr widerstand gibt, muss man ihn kriminalisieren…

Kommentar von koppino am 31. Mai um 20:37 Uhr

ich stimme sitting-bull zu! Heiligendamm und das umland sind sicher, die metropole in FFm ist sitz der banken, das wäre ein ziel?

http://politblog.net/krieg-terrorismus/reportage-aus-der-zukunft.htm

Kommentar von bruce1337 am 1. Juni um 17:14 Uhr

Steht in der Frankfurter Skyline zufällig ein baufälliger Asbestriegel?

Kommentar von Thomas am 1. Juni um 18:01 Uhr

Steht in der Frankfurter Skyline zufällig ein baufälliger Asbestriegel?

Warum denn in die Ferne schweifen ;-)
Sieh mal hier

Kommentar von Florian Horváth am 1. Juni um 18:13 Uhr

Zu dem Gebäude hat die Öffentlichkeit aber kaum Bezug. Eher Berliner Fernsehturm. Kam doch ein “guter” Film auf Pro7, der uns gezeigt hat, wie es ausehen soll. *rolleyes*

Kommentar von bruce1337 am 1. Juni um 19:18 Uhr

Echt? Erzähl mal mehr — ich schau nämlich schon länger nicht mehr in die Röhre. Man bedenke die Wahrsagungen der US Unterhaltungsindustrie! (”Lone Gunmen” Pilotfilm, “Pearl Harbor” 2001)

Kommentar von bruce1337 am 1. Juni um 19:23 Uhr

Ich hätt’ so gern ‘ne Edit-Funktion…

Also ich denke auch nicht, dass das ICC ein besonders medienwirksames Symbol wäre — aber drauf zu achten, wann wo welche Gebäude ihr Verfallsdatum überschreiten, ist sicher kein Fehler!

Kommentar von Archibald am 1. Juni um 19:30 Uhr

waaas? die sollen sich unterstehen. Den Fernsehturm hat mein Opa gebaut (ja nee - ned allein!) aber wenn die den puttmachen gibt’s definitiv einen Terroristen mehr in dieser Republik >:[

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