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Finkelstein, Unterstützerin in Chicago abgelehnt

Anfang April schrieb ich:
“Alan Dershowitz, Israels Pitbull und engagiert dabei, wenn es darum geht 9/11-Skeptiker mundtot zu machen, hat anscheinend erfolgreich einen Aufstieg seines alten Erzfeinds in der akademischen Welt verhindert.

Dershowitz versuchte schon, die Veröffentlichung von Finkelsteins Buch “Beyond Chutzpah: On the Misuse of Anti-Semitism and the Abuse of History” zu verhindern, indem er dem Gouverneur von Kalifornien einen Brief schrieb.

Dershowitz war in letzter Zeit dabei, sich in eine Entscheidung einer anderen Universität, der DePaul Universität in Chicago einzumischen. Dort wird in der nächsten Zeit darüber entschieden, ob Norman Finkelstein eine volle Professur erhält oder nicht. Finkelstein ist vor Allem für sein Buch “The Holocaust Industry” berühmt, indem er erklärt, wie der Holocaust heute instrumentalisiert und für eigene, auch finanzielle Zwecke missbraucht wird. Als in letzter Zeit der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter wegen seines Buches Palestine: Peace Not Apartheid von den üblichen Verdächtigen der Israellobby mit den üblichen Antisemitismusanschuldigungen beschmissen wurde, war Finkelstein einer der Verteidiger Carters.”

Die ersten Meldungen waren voreilig, aber seit letzter Woche ist es beschlossene Sache: Professor Finkelstein wurde für eine Anstellung auf Lebenszeit abgelehnt. Dershowitz Einschüchterungsversuche hatten also augenscheinlich Erfolg.

Skandalös an der Entscheidung ist der genaue Entscheidungsprozess in solchen Dingen. Zunächst müssen Vertreter derselben Fakultät wie der Kandidat über die Entscheidung abstimmen. Und die hatten in Finkelsteins Fall seine Beförderung beschlossen. Doch dann muss der Kandidat vor einen Ausschuss der Universitätsleitung (”University Board on Promotion and Tenure (UBPT)”) antreten und dieser hatte DePaul abgelehnt, und auch der Universitätsdirektor hatte diese Entscheidung bestätigt.

Somit muss Finkelstein fachlich für den Posten geeignet gewesen sein, aber die Führung hat angesichts der Attacken von Dershowitz und anderen Israellobbyisten kalte Füße bekommen.

Interessant ist auch eine weitere Personalie aus dem Entscheidungsprozess. Auch eine Kollegin von Finkelstein, Mehrene E. Larudee, sollte befördert werden und die Leitung der Abteilung für Internationale Studien übernehmen. Auch sie wurde von ihren Fakultätskollegen einstimmig akzeptiert, nur um dann wenig später vom Universitätsdirektor mitgeteilt zu bekommen, sie sei abgelehnt worden. Das Interessante daran ist jetzt, dass Larudee ihren Kollegen Finkelstein nach den Attacken seitens Dershowitz offen unterstützt hatte. Sie trat einem Komitee bei, welches Finkelstein öffentlich unterstützte.

Natürlich beteuern Universitätssprecher, diese Haltung von Larudee habe nichts mit der Entscheidung über eine Beförderung zu tun.

Mehrere hochrangige Kollegen von Finkelstein und Larudee äußerten ihr Unverständnis über die Entscheidungen. Darüber hinaus beteiligten sich Studenten der Gruppe DePaul Students Supporting Academic Freedom an einem Sitzstreik im Büro des Universitätsdirektors, um ihre Solidarität mit den Professoren Finkelstein und Larudee zu demonstrieren und von ihrem Direktor eine Umkehrung der Entscheidung zu fordern.

Positiv zu bewerten sind derweil auch die prominenten Stimmen, die sich während dem Entscheidungsprozess der Universität an die Seite Finkelsteins gestellt haben:

Noam Chomsky äußerte sich Folgendermaßen:
“Was steckt hinter diesen Ereignissen? Es ist ziemlich einfach und offensichtlich. Norman Finkelstein schrieb ein Buch, das in der Tat die beste Zusammenstellung von israelischen Menschenrechtsverletzungen und von Torpedierungen des Friedensprozesses seitens den USA und Israel ist. Es ist ein wissenschaftlich sehr sorgfältiges Buch, wie all seine Werke, und es handelt auch davon, wie durch Antisemitismusbeschuldigungen eine kritische Diskussion verhindert wird.

(…)

Dershowitz hat verzweifelt versucht, gegen dieses Buch vorzugehen. Schon zu Beginn versuchte er, seine Veröffentlichung zu verhindern, eine haarsträubende Entwicklung, sowas habe ich noch nie erlebt, indem er eine große Anwaltskanzlei anheuerte die dann Klagen androhte und während er dem Gouverneur von Kalifornien schrieb - wurde das Buch von der University of California Press veröffentlicht. Als (Dershowitz) die Veröffentlichung nicht verhindern konnte, begann er einen Jihad gegen Norman Finkelstein, er versuchte einfach ihn zu dämonisieren und zu verleumden, in der Hoffnung dass seine Bücher irgendwann verschwinden würden. Das ist der Hintergrund der ganzen Geschichte.

(…)

Überhaupt auf die Idee zu kommen, (wie Dershowitz an einer anderen Universität Lobbyarbeit gegen die Beförderung eines dortigen Professors) zu machen, ist unerhört. Sowas tut man nicht.”

Und diese beiden Herren:
“Raul Hilberg, einer der bekanntesten und angesehendsten Holocausthistoriker. Er ist der Autor des wegweisenden, dreiteiligen Buches ‘The Destruction of the European Jews’ und wird als der Gründer der Holocauststudien erachtet.

Avi Shlaim, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Oxford. Er ist Autor mehrere Bücher, das bekannteste davon ‘The Iron Wall: Israel and the Arab World’. Er wird von vielen als einer der weltweit bedeutendsten Analysten des israelisch-arabischen Konflikts erachtet.”

“Avi Shlaim: Ich denke wir müssen sehr genau darauf achten, Antisemitismus und Israelkritik zu trennen. Ich stehe Israel als ein Akademiker kritisch gegenüber, aber das hat nichts mit Antisemitismus zu tun. Meiner Meinung nach benutzen jene, die Israel blind unterstützen, und davon gibt es besonders in den USA sehr viele, den Vorwurf des Antisemitismus zur Bekämpfung legitimer Kritik israelischer Vorgehensweisen. Für ich ist das moralische Erpressung. Israel darf nicht wegen des Holocaust von Kritik ausgenommen werden. Israel ist ein souveräner Staat und sollte mit den gleichen Maßstäben gemessen werden, wie andere Staaten. Und Norman Finkelstein ist ein sehr ernsthafter Kritiker, ein gut informierter Kritiker israelischer Handlungen bei der Besatzung und der Vertreibung der Palästinenser.”

“Hilberg: Ich erfuhr schon vor einigen Jahren, dass man Kampagnen startete - ich wusste nicht wer dies tat - um (Finkelstein) aus der akademischen Welt zu entfernen. Vor Jahren erhielt ich einen Anruf von einem Vorsitzenden eines Verbandes von Holocaustüberlebenden in Kalifornien der mir sagte, Finkelstein wurde von seinem Posten an einem New Yorker College gefeuert und dies sei auf politischen Druck hin geschehen.

Und ob Finkelstein nun eingeschüchert wird oder die Universitätsleitung eingeschüchtert wird, das kann ich nicht sagen. Aber ich sehe offensichtlich eine Kampagne, ziemlich offensichtlich wurde das im Wall Street Journal, als Professor Dershowitz dort einen Kommentar verfasst hat in einem für die Zeitung sehr ungewöhnlichen Stil. Ich kann also selbst die Ereignisse nicht vollständig erklären, aber es hat auf jeden Fall mit den selben Kräften zu tun, die damals die Aktionen gegen die Schweizer auslösten.”

Wegen dieser “Schweizer” Sache. Als damals auf einmal alles gegen die Schweizer hetzte wegen deren angeblicher Nazimilliarden, war Finkelstein einer der ersten, der herausfand, dass viele der Entschädigungszahlungen gegenüber der Schweiz unrechtmäßig waren. Hilberg bestätigte diese Einschätzung 2003 in seinem Buch.
“Es bedarf einer Menge akademischen Mutes, die Wahrheit auszusprechen wenn keiner da ist, um einen zu unterstützen.”

DaRockwilda
Dieser Eintrag wurde am Mittwoch, den 13. Juni 2007 von DaRockwilda geschrieben und in die Kategorie Bildung eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von JohnD am 13. Juni um 16:08 Uhr

Vorsicht Hans. Dünnes Eis. Sehr dünnes Eis.

Kommentar von JohnD am 13. Juni um 16:08 Uhr

Oh :) und schon ist er weg.

Kommentar von Hans am 13. Juni um 16:19 Uhr

Hallo JohnD,

du hast meinen Kommentar noch gelesen, war daran etwas falsch, wenn ja was?
Und wieso dünnes Eis? Einbrechen kann nur der, der keine Argumente hat.
Doch was zählen in Deutschland schon Argumente, die man nicht vorbringen darf, weder hier noch vor Gericht. Armes Land!

Kommentar von Bagdad Café am 13. Juni um 16:24 Uhr

Egal, wie dünn das Eis ist: weder Hansens Vorsichtsmaßnahmen verstehe ich noch ist mir ‘er’ erkenntlich. Vielleicht eine glatte Löschmaßnahme für die Administration, die drei ersten Kommentare hier… (und das ist m.E. keine Zensur, sondern Übersichtsgestaltung)

Gruß aus der Stadt der Ausgangssperre

Kommentar von Bagdad Café am 13. Juni um 16:25 Uhr

…nun sind’s schon vier Beiträge, wild durcheinander… Wilder, Hilfe!

Kommentar von pony_huetchen am 13. Juni um 16:51 Uhr

Hier hat pony gearbeitet - also nix “Wilder”, es wurden zwecks Übersichtlichkeit der Debatte einige nicht zielführende Kommentare entfernt:-) Und da ist gar nichts wild - alles fein der Reihe nach.

Kommentar von mr.chainsaw am 14. Juni um 00:21 Uhr

Nur versteht man jetzt nicht mehr, von welchem dünnen Eis die Rede ist.

Kommentar von Ralph Kutza am 14. Juni um 12:49 Uhr

UK-Konservativen-Chef Cameron sagt einem anderen Finkelstein, er sei Zionist und stolz darauf!

Jun. 13, 2007 21:51 | Updated Jun. 13, 2007 23:16
Cameron declares himself a Zionist
By JONNY PAUL JERUSALEM POST CORRESPONDENT
London

I am a Zionist,” Conservative Party leader David Cameron told an audience of party supporters of Israel in London on Tuesday.
“If what you mean by Zionist, is someone who believes that the Jews have a right to a homeland in Israel and a right to their country then, yes, I am a Zionist and I’m proud of the fact that Conservative politicians down the ages have played a huge role in helping to bring this about,” Cameron declared.
The Conservative leader was guest of honor at the Conservative Friends of Israel annual business lunch, which was attended by some 500 people - including half the parliamentary party, 30 Conservative parliamentary candidates, former leaders, lords and Israel’s ambassador.
British Jews launch campaign to fight academic boycott
Cameron spoke with Daniel Finkelstein, columnist and comment editor of The Times, and gave an insight to what his premiership might look like regarding Israel. The Conservative Party has led the polls in the UK for the last 18 months.
Cameron took a firm stance on Hamas, saying that the state of Israel “has a totally legitimate right to exist and defend itself.”
Cameron emphasized the importance of Hamas complying with the Quartet’s demands before they receive any Western money or support.
“[Hamas must] recognize the state of Israel… put an end to violence and accept previous agreements,” he stressed.
Finkelstein asked Cameron if he were “good for the Jews,” to which Cameron replied: “I hope I can say I’m not just a good friend of Israel but I am, as you put it, good for Jews.”
Cameron said his political philosophy - which was about trusting and believing in families, voluntary enterprise, and the charitable sector - was exemplified by British Jews.
In addition, the Conservative leader also said he believed there was something “in the DNA” of Conservatives that was “profoundly impressed” by what Israel has achieved.
Cameron said he understood the need to build a security fence, but that he was worried it would “make a two-state solution more difficult.”
He said he realized that this was not necessarily a popular observation, but that being a “true friend to Israel… [meant] being a candid friend and saying when you think that mistakes are being made.”
Nevertheless, Cameron said, a deal should only happen if it meant that Israel would really gain peace within its borders and real guarantees about its future.
Finkelstein acknowledged that Prime Minister Tony Blair has been a genuine friend to Israel and asked Cameron if he saw things similarly to Blair.
Where Tony Blair is right is that he sees with absolute clarity… that Israel is a democracy and that Israel is a country that has a right to its own legitimate self-defense,” Cameron replied.
“Where I slightly part company with [Blair] is that while I think a two-state solution is vital… I think sometimes politicians can be a bit naive in believing that if only we solved the problem of Israel and Palestine then roadside bombs will stop going off in Iraq,” he added to huge applause.
A two-state solution would not solve all the problems between militant Islam and the West, Cameron emphasized.
Asked about recent campaigns to boycott and delegitimize Israel, Cameron said there was no justification for a boycott. “Israel is a democratic country and these Trotskyists [a reference to the radical Left, who forefront the boycott campaign] are treating Israel as some sort of pariah state,” Cameron said. “[They] may be a bunch of lunatics, but what they are doing is profoundly wrong and profoundly damaging,” he added.
Cameron also thought that attacks on Israel could spill over into anti-Semitism. “I think our mayor [Ken Livingstone] in this great city of London… is guilty of that,” he said.

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