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Demokraten haben den Kongress und wichtige Positionen - Bush bald neuen Verteidigungsminister

Die Ergebnisse der Kongresswahlen sind bekannt, auch wenn sie in hochgradig manipulierbaren Wahlen erzielt wurden. Die Demokraten gewonnen im Abgeordnetenhaus sowie im Senat die Mehrheiten zurück, mit 33 respektive 2 Sitzen mehr als die Republikaner. Damit haben die Demokraten 28 Sitze im Abgeordnetenhaus und 8 Sitze im Senat hinzugewonnen.
Zudem haben die Demokraten nun 6 Gouverneure mehr in den 50 Bundesstaaten wie die Republikaner.

Neben dem offensichtlichen Vorteil der zahlenmäßigen Mehrheit erhält das Ergebnis dadurch mehr Gewicht, dass damit auch diverse Vorsitze in Kongressausschüssen von Demkraten belegt werden. Im Abgeordnetenhaus sind das die Vorsitze in den Auschüssen für Streitkräfte, Justiz, Handel, Finanzen/Steuern, Reformen. Noch nicht sicher ist der Vorsitz im Geheimdienstausschuss. Im Senat sind es die Vorsitze der Ausschüsse für Finanzen, Justiz, Streitkräfte, Geheimdienste, Außenpolitik und Energie.

Jetzt könnte man hoffen, die Demokraten würden diese Position nutzen und die diversen Fehltritte und Verbrechen der gesamten Administration zu untersuchen und dann zu bestrafen. Doch leider hat der Parteivrositzende der Demokraten, Howard Dean, bekannt gegeben, “man werden Bushs Vorgehensweise nicht ändern können” und “nicht mehr Druck auf ihn ausüben” als “die Forderung nach einem Zeitplan für den Irak”.

Zudem hat die jetzt Fraktionsführerin der Demokraten im Abgeordnetenhaus, Nancy Pelosi, bereits angekündigt, dass eine Amtsenthebung Bushs “nicht in Frage kommt” und “Zeitverschwendung” wäre.

Außerdem sind die meisten dieser Auschussvorsitzenden alteingesessene Kandidaten die schon lange in diesen Ausschüssen sitzen. Sie gehören eher zur neoliberalen Parteiführung der Demokraten. Sie hatten bereits seit 2000 genügend Gelegenheiten, mehr Widerstand gegen Bush zu zeigen, und haben es nicht getan. Warum sollten sie es jetzt tun?

Man sollte also lieber nicht mit wirklichen Konsequenzen für Bush und Co rechnen.
Aber die Demokraten in den nächsten zwei Jahren nicht zeigen, dass ihnen mehr liegt an den Bürgern der USA dann müssen sie es erst nach durch Taten beweisen, sonst werden sie nei der nächsten Wahl wieder abgewählt.

Denn der Wille der Wähler, die den demokratischen Sieg gebracht haben, war klar: Keinen Krieg mehr im Irak. Diejenigen Kandidaten, die sich gegen den Krieg ausgesprochen haben, haben größtenteils gewonnen. Auf der Internetseite www.democrats.com, einer Gruppe von progressiven Demokraten, sprachen sich sogar mehr Teilnehmer einer Umfrage für einen Rückzug aus dem Irak als für ein Amtsentebungsverfahren gegen Bush und Cheney aus.

Etwas komisch und ein Fall für besonders gründliche Überprüfung auf Wahlmanipulationen ist der Sieg des bei dieser Wahl als Unabhängiger angetretenen Senators Joe Lieberman (meines Wissens nach kein Verwandter des israelischen rechtsradikalen Regierungsmitglieds Avidgor Lieberman). Er gewann 50% der Stimmen in Connecticut, vor dem Demokraten Ned Lamont mit 40% und dem republikanischen Kandidaten Alan Schlesinger mit 10% der Stimmen.
Das ist komisch, weil Lamont Lieberman bei den Vorwahlen der Demokraten besiegt hatte. Das kann gemeinsam mit dem schlechten Abschneiden des republikanischen Kandidaten nur bedeuten, dass Republikaner lieber Lieberman als ihren eigenen Kandidaten Schlesinger gewählt haben. Lieberman ist also ein Beispiel für alteingesessene demokratische Politiker, die sich von den neokonservativen Republikanern praktisch nicht mehr unterscheiden.

Dem damit halbrepublikanischen Abgeordneten Lieberman könnte eine besondere Rolle zugewiesen werden, und zwar von Präsident Bush. Dieser proklamierte, er würde mehr mit den siegreichen Demokraten eine “neue Äre das Kooperation” einläuten - Lieberman wäre dabei der logische Mittelsmann. Dies bedeutet nichts weiter, als dass Präsident Bush sich jetzt aus Mangeln an Republikanern mit Hilfe der ebenso komplizenhaften Demokraten seine Ermächtigungsgesetze durchbringt.

Die zweite große Nachricht gestern war der Rücktritt des Verteidigungsministers Donald “Aspartam” Rumsfeld.

Doch auch dies darf keineswegs als Zeichen für Hoffnung gesehen werden. Rumsfeld hat einen Großteil der Ziele des Project For A New American Century umgesetzt, und ist jetzt für die weiteren Ziele eher wertlos geworden, weil er einfach zu unbeliebt ist. Für weitere Kriege braucht man einen neues Gesicht, das noch nicht auf so viel Abneigung stößt. Der Mohr Rumsfeld hat gewissermaßen seine Schuldigkeit getan und kann jetzt gehen. Hoffnung gäbe es erst, wenn Rumsfeld neben Saddam Hussein am Galgen hängen würde und damit klar wäre, dass die Kriegsverbrecher der USA mit gleichem Maß gemessen werden wie die Fremden. Und je nach dem ob der Prozess durch den Internationalen Strafgerichtshof oder durch die USA selbst durchgeführt werden würde, würde am Ende auch das eine oder andere Todesurteil herausspringen, da dies in den USA schließlich immer noch gern praktiziert wird.

Der neue von Bush als Rumsfelds Nachfolger vorgeschlagene Robert Gates ist vor Allem ein Geheimdienstler. Er arbeitete 26 Jahre für die NSA und den CIA und war unter George Bush senior der CIA-Chef. Am Iran-Contra Skandal war Gates laut Robert Parry, einem der Journalisten die einen Großteil des Skandals aufdeckten, direkt beteiligt. Der Mann hat also Erfahrung im skrupellosen Verbrechen und darin, wie man den lästigen kontrollierenden Kongress umgeht.
Aber nicht nur damit ist er für Bush wie geschaffen. Bereits mit der Benennung vom ehemaligen Chef der NSA Michael Hayden zu neuen CIA-Direktor im Sommer begann der Prozess der Verschmelzung der verschiedenen US-Geheimdienste. Durch die Entscheidung, einen Geheimdienstler als Verteidigungsminister zu ernennen dürfte die Bedeutung der Folterknechte weiter steigen.

Es bleibt abzuwarten, ob die Entlassung Rumsfelds und die Nominierung von Gates ein Zeichen dafür sind, dass sich im Weißen Haus jetzt zwei Gruppen bekriegen. In Washington wird nämlich gemunkelt, Bush und Vizepräsident Cheney könnten sich nun gegeneinander richten, um sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Und während Rumsfeld naturgemäß zu Cheneys Block gehörte, war Gates nicht zuletzt durch die Verbindungen zu Bush senior eher ein Vertrauter Bushs.

DaRockwilda
Dieser Eintrag wurde am Donnerstag, den 9. November 2006 von DaRockwilda geschrieben und in die Kategorie Internationale Politik eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von Axel am 9. November um 15:04 Uhr

“Hoffnung gäbe es erst, wenn Rumsfeld neben Saddam Hussein am Galgen hängen würde.”

Das finde ich ziemlich häßlich und würde wohl eher ins alte Testament passen (Auge um Auge, Zahn um Zahn).
Du begibst Dich mit solchen Aussagen irgendwie auf die gleiche Stufe mit den von Dir so Gehassten.

Kommentar von Ice am 9. November um 15:26 Uhr

Zu Lieberman, er war Anfangs für den Irakkrieg, hat aber inzwischen angekündigt (genauso wie der zweite parteilose Senator) immer mit den Demokraten stimmen zu wollen. Außerdem war er ja selbst Demokrat. Ich denke er wird jetzt versuchen sich wieder auf die Seite der Demokraten zu schlagen, nachdem diese ihm ein Korb gegeben haben, als er sich nicht gegen den Krieg ausgesprochen hat.

Desweiteren möchte ich meinem Vorredner Recht geben und nocheinmal deutlich darauf hinweisen, dass es immer noch einen unterschied zwischen Diktatoren und demokratisch gewählten Menschen gibt! Und man sollte weder Goeorge Bush noch Rumsfeld hängen, solche Forderungen sind aus der untersten Schublade und billigste Polemik. Es würde niemandem Nutzen, ist meinstens sowieso nicht ernst gemeint und würde ganz sicher der Demokratie schaden. Wo kämen wir da hin, wenn das Volk alle schlechten und abgewählten Politiker hängen würde? Abgesehen davon bin ich sowieso überzeugter Todesstrafen Gegner. Was man tun sollte,ist sie aus den politischen Ämtern zu entfernen und dann das System so zu ändern, dass es einfach keine Möglichkeit mehr gibt, dass Politiker sich so selbstsüchtig bereichern können.

Kommentar von DaRockwilda am 9. November um 15:33 Uhr

Ja ich bin auch gegen Todesstrafe. Aber hier geht es nicht darum Rumsfeld wegen “schlechten und abgewählten Politiker” zu bestrafen sondern wegen eines illegalen Angriffskrieges und den Folterverstößen gegen das Menschenrecht.

Da geht es nicht so sehr um die konkrete Sanktion, sondern darum, dass man mit gleichem Maß misst.

Im Übrigen hat auch hier das “Unterschied Diktator Demokrat” nichts verloren. Es ist völlig egal wie jemand zum Regieren legitimiert ist, denn für Kriegsverbrechen ist er niemals legitimiert, erst recht kein Demokrat. Hier geht es um ein Verbrechen und da ist es irrelevant welche Position der Verbrecher innehat.

Das System muss dazu nicht geändert werden, es gibt es bereits, und es hat auch gegen die deutsche NS-Führung funktioniert in Nürnberg. Man muss es nur anwenden.

Kommentar von Axel am 9. November um 16:07 Uhr

Nur ein bißchen gegen die Todesstrafe zu sein geht genauso wenig wie ein bißchen schwanger zu sein.

Kommentar von DaRockwilda am 9. November um 16:11 Uhr

Hm.

Ich bin nicht nur ein bisschen gegen die Todesstrafe, ich bin komplett dagegen. Am Liebsten wäre es mir, wenn der Internationale Strafgerichtshof Rumsfeld und Co anklagen und verurteilen würde. Aber den haben die USA nicht anerkannt.

Es geht mir nicht darum Rumsfeld tot zu sehen sondern angeklagt und verurteilt.

Kommentar von Egon am 9. November um 16:49 Uhr

@ Frieder
Bush wurde vom Volk “gewählt”!!!!!
Runsfeld wurde ernannt! Da liegt der Unterschied.
Man könnte Ihn ,wie Milosevic auch vor einem Internationalem Tribunal anklagen aber da hat sich die USA ein Gesetz geschaffen,welchen unmöglich macht US-Kriegsverbrechen international anzuklagen.

Kommentar von Egon am 9. November um 17:04 Uhr

zur Info
schaut mal unter:www.de.indymedia.org/2020/11/161302.shtml da wird “sie” geholfen.

Kommentar von Carsten P. am 9. November um 22:43 Uhr

Bush wurde von der Mehrheit gewählt ????? (2000)

Da habe ich aber was ganz anderes in Erinnerung!!!

Ansonsten gebe ich Rockwilder Recht, wenn er nur konsequenterweise fordert “Gleiches (Un-)Recht für alle”

Saddam war - nach Volksauszählung 2003 - demokratisch legitimierter Führer Iraks … also genauso (i-)legal wie Bush und seine Schergen.

Kommentar von Steve am 10. November um 14:27 Uhr

Hallo RockWilda,

Aber die Demokraten in den nächsten zwei Jahren nicht zeigen, dass ihnen mehr liegt an den Bürgern der USA dann müssen sie es erst nach durch Taten beweisen, sonst werden sie nei der nächsten Wahl wieder abgewählt.

Ach? Abgewählt? Wen soll man denn wählen? Die Republikaner? Oder seine Stimmen an einer der kleinen Parteien verschwenden? Demokraten oder Republikaner, Neo-Libs oder Neo-Cons, SPD oder CDU, Pest oder Cholera: Nur weil man die Wahl hat, heißt das noch lange nicht, dass man richtig wählen kann. Und das heißt, dass die Demokraten sich im Amt alles erlauben können.

BTW, dieser taz-Kommentar ist sehr lesenswert und relevant.

Schönen Gruß, Steve

Kommentar von DaRockwilda am 10. November um 14:52 Uhr

Lieber Steve,

wenn du meine gesamten Artikel zum Thema Demokraten gelesen hast weißt du, dass ich ganz genau weiß dass es nur Pest und Cholera ist. Aber Bush hat zweifelsohne dazu geführt, dass mehr US-Amerikaner politisch aktiv sind als davor und diese Wahl kann den Demokraten gezeigt haben, dass auch ihr Name an der Bürotür nur mit abwaschbarem Stift geschrieben ist.

Ob sie sich deshalb ändern ist natürlich eine andere Frage.

Kommentar von eSchuerzen.com am 10. November um 15:29 Uhr

Sollte George W. zurücktreten und Vize Dick C. außerstande sein, die Regierungsgeschäfte zu führen, hieße die Nachfolgerin Nancy Pelosi, somit jetzt schon die mächtigste Frau der Welt — genauso unwahrscheinlich wie ein Wahlsieg von der hochgejubelten Hillary 2008.

Wer glaubt wirklich, dass Fr. Rodham-Clinton zum “mächtigsten Mann” gewählt werden wird?

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