Von der Leyens gezielter Griff ins Portemonnaie der Rentner
Generation 50plus im Visier der Marktforscher
Ein Volk vergreist. Bald werden die Senioren in Deutschland in der Mehrheit sein. Sie werden den Ton angeben und das große Geld ausgeben. Ihre Kaufkraft hat nun - gerade noch rechtzeitig vor ihrem 50. Geburtstag - auch die überaus findige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen entdeckt.
Mit einer Keks-Fabrik im Rücken und dem entsprechenden Cookies-Lächeln ihres Vaters Ernst Albrecht im Gesicht stellte die konservative CDU-Ministerin am Dienstag (17. Juli) in Berlin eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zur wachsenden Wirtschafts- und Konsumkraft der Senioren vor.
Mit allen Tricks ans Eingemachte
Eine neue Beratungsstelle für Unternehmen soll nach dem Willen der Ministerin die Entwicklung und Herstellung von altersfreundlichen Produkten fördern. Unter dem Motto “Wirtschaftsfaktor Alter - Unternehmen gewinnen” soll diese Stelle Wirtschaft, Wissenschaft, Verbraucher- und Senioren-Organisationen an einen Tisch bringen. Es lebe die Einlullerei der Alten in die kommerziellen Interessen der Konzerne!
Der Markt ist eben lukrativ: Bereits heute sind der Berger-Studie zu Folge 45 Prozent der Käufer von hochwertigen Konsumgütern älter als 50 Jahre. Bei Nahrungsmitteln, Bekleidung und Reisen sei es sogar fast die Hälfte. Jede zweite Reise und jede zweite Gesichtscreme wird heute schon von einem Älteren gekauft.
Die Studie der Frankfurter Unternehmensberatung zeigt, wie sich mit wachsendem Alter das Konsumverhalten der Menschen verändert. So geben über 75-Jährige heute doppelt so viel für Gesundheitspflege aus wie 20- bis 49-Jährige, aber nur halb so viel für Verkehrsmittel. Worauf diese erstaunliche Erkenntnis wohl zurückzuführen sein mag?
Viele Firmen hätten sich bereits auf den demographischen Wandel ihrer Käufer-Struktur eingestellt, meinte die Ministerin. Insgesamt stecke aber der Senioren-Markt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Das Geschäft mit dem demographischen Wandel
Von der Leyen wies darauf hin, dass Deutschland bald über die älteste Bevölkerung der Welt verfügen werde. Im Jahr 2035 wird danach fast jeder zweite Deutsche älter als 50 Jahre sein. 2005 lag der Anteil der über 50-Jährigen an der Gesamtbevölkerung noch bei 37 Prozent.
Um den “Zukunftsmarkt” der Alten nicht anderen zu überlassen, müsse die deutsche Wirtschaft Entwicklungen wie leichter zu öffnende Konservendosen, Telefone mit übersichtlichen Tasten oder Einparkhilfen für Autos voranbringen. Bei der Produktion und beim Angebot von Waren müsse ein Umdenken stattfinden. Senioren bevorzugten klarer formulierte Gebrauchsanleitungen, eine praktische Bedienungsführung von Geräten und unkomplizierte Verpackungen.
Der erstaunte Zeitgenosse mag sich nun die Frage stellen, ob die Seniorenministerin die älteren Menschen für blöd hält. Einfach bedienbare Geräte und leicht handhabbare Verpackungen sind schließlich Anforderungen, die auch jüngere Menschen an Produkte stellen. Doch bisher mogeln sich die technik-begeisterten Entwickler einfach immer damit aus der Bedrängnis, dass sie so tun, als seien ihre überkomplizierten Geräte für “normale” Menschen “leicht bedienbar”. Damit werden sie aber bald nicht mehr durchkommen!
Nicht mehr durchkommen werden die Stänkerer von der Jungen Union (JU) dann auch mit ihrer Panikmache und ihren Forderungen nach einem “sozial verträglichen Früh-Ableben”. Derartige Mißfelder-Missgriffe zeugen von einem Verständnis der Gesellschaft, das den “Kampf der Generationen” an die Stelle gegenseitigen Lernens und altersübergreifender Hilfsbereitschaft setzt.
Statt eines solchen Krampfs im Kampf der JU gegen ihre “eigenen” Fossile von der nicht mehr lernfähigen Altherren-Riege rund um Helmut Kohl geht es in der Gesellschaft um gemeinsame Anstrengungen für eine menschenwürdige Zukunft. Allen liegt doch vornehmlich daran, ein angenehmes und freies Leben zu führen.
Das bedeutet indes keine völlige Gleichmacherei. Natürlich interessieren sich Rentnerinnen und Rentner im Alltag für andere Produkte als Teenager oder Studierende. Der Berger-Prognose zufolge können Güter-Gruppen wie Gesundheit künftig mit bis zu 40 Prozent Wachstum rechnen. Reisen und Hotels steigen demzufolge um über 10 Prozent. Hingegen würden Bekleidung, Schuhe und Schmuck sowie auch Unterhaltungselektronik an Gewicht verlieren.
Doch nicht nur Diskothekenbesitzer und HiFi-Studios müssen jetzt um ihre Pfründe zittern. Vor allem der Jugend-Wahn der Werbe-Branche steht damit zur Debatte. Mode für Hochbetagte wird wohl kaum ein Twen-Mannequin präsentieren können. Models mit grauem Haar und faltigem Gesicht werden die Menschen künftig wohl öfter mal anlächeln.
Lebensrealität findet öffentlich nicht statt
Die derzeitige Vergötterung der Jugend ist allerdings auch einer Verdrängung des Todes und der unangenehmen Seiten des Alterns an den Rand der Gesellschaft geschuldet. Keiner denkt gerne darüber nach, dass auch ihm der schleichende Gang in die Schlappheit, die Hilfsbedürftigkeit und Krankheit sowie am Ende irgendwann dann auch der Tod droht.
Aus dem gesellschaftlichen Alltag verdrängt haben den “Sensen-Mann” Versicherungsagenten, Gen-Forscher und Mediziner. Überaus eloquent bemühen sie sich, der Bevölkerung den baldigen “Sieg” der Technik über Krankheit und Tod anzupreisen. Das verheißene Paradies erreichen sie damit zwar nicht, wohl aber paradiesische Bedingungen für ihre Arbeit.Immerhin haben sie erreicht, dass die Lebenserwartung in Europa stark gestiegen ist. Erkaufen müssen das die betagten Bürgerinnen und Bürger jedoch mit Krankheiten wie Altersdemenz, Alzheimer oder Parkinson, mit jahrelangem Leben im Pflegeheim und mit immer mehr Operationen und Transplantationen.
All dem zum Trotz feiern in der Werbung “jugendliche” Alte fröhliche Urständ. Natürlich sind sie keine Erfindung der Werbe-Strategen. Den Verwaltungsangestellten, der nach dem Renten-Eintritt ins Internet gegangen ist und nun seinen - eher noch ein paar Jährchen älteren - Freunden zeigt, wie man dort surft, gibt es wirklich. Der emeritierte Professor, der mit Mitte 70 seine erste Internet-Seite online gestellt hat, diskutiert dort jetzt eifrig mit seinen Kollegen. Und auch die einstige Bibliothekarin, die sich im stolzen Alter von 86 zum ersten Mal an einen PC herangewagt hat, um die Gebetstexte für den Gottesdienst damit zu erstellen, ist keine Erfindung. Doch sind diese fitten “Oldies” damit zugleich auch repräsentativ für eine ganze Generation?
Egal, der Hannoveraner Keks-Erbin im Berliner Minister-Sessel geht es nicht wirklich um die Alten. Von der Leyen geht es vielmehr darum, die behäbige deutsche Wirtschaft fit zu machen für die erwartete Entwicklung. Sonst sähen die hochbezahlten Manager hierzulande am Ende selbst noch ziemlich alt aus!
Autor: Franz-Josef Hanke
© Politblog - Lizenzrichtlinien
Ein Volk vergreist. Bald werden die Senioren in Deutschland in der Mehrheit sein. Sie werden den Ton angeben und das große Geld ausgeben. Ihre Kaufkraft hat nun - gerade noch rechtzeitig vor ihrem 50. Geburtstag - auch die überaus findige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen entdeckt.
Mit einer Keks-Fabrik im Rücken und dem entsprechenden Cookies-Lächeln ihres Vaters Ernst Albrecht im Gesicht stellte die konservative CDU-Ministerin am Dienstag (17. Juli) in Berlin eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zur wachsenden Wirtschafts- und Konsumkraft der Senioren vor.
Mit allen Tricks ans Eingemachte
Eine neue Beratungsstelle für Unternehmen soll nach dem Willen der Ministerin die Entwicklung und Herstellung von altersfreundlichen Produkten fördern. Unter dem Motto “Wirtschaftsfaktor Alter - Unternehmen gewinnen” soll diese Stelle Wirtschaft, Wissenschaft, Verbraucher- und Senioren-Organisationen an einen Tisch bringen. Es lebe die Einlullerei der Alten in die kommerziellen Interessen der Konzerne!
Der Markt ist eben lukrativ: Bereits heute sind der Berger-Studie zu Folge 45 Prozent der Käufer von hochwertigen Konsumgütern älter als 50 Jahre. Bei Nahrungsmitteln, Bekleidung und Reisen sei es sogar fast die Hälfte. Jede zweite Reise und jede zweite Gesichtscreme wird heute schon von einem Älteren gekauft.
Die Studie der Frankfurter Unternehmensberatung zeigt, wie sich mit wachsendem Alter das Konsumverhalten der Menschen verändert. So geben über 75-Jährige heute doppelt so viel für Gesundheitspflege aus wie 20- bis 49-Jährige, aber nur halb so viel für Verkehrsmittel. Worauf diese erstaunliche Erkenntnis wohl zurückzuführen sein mag?
Viele Firmen hätten sich bereits auf den demographischen Wandel ihrer Käufer-Struktur eingestellt, meinte die Ministerin. Insgesamt stecke aber der Senioren-Markt in Deutschland noch in den Kinderschuhen.
Das Geschäft mit dem demographischen Wandel
Von der Leyen wies darauf hin, dass Deutschland bald über die älteste Bevölkerung der Welt verfügen werde. Im Jahr 2035 wird danach fast jeder zweite Deutsche älter als 50 Jahre sein. 2005 lag der Anteil der über 50-Jährigen an der Gesamtbevölkerung noch bei 37 Prozent.
Um den “Zukunftsmarkt” der Alten nicht anderen zu überlassen, müsse die deutsche Wirtschaft Entwicklungen wie leichter zu öffnende Konservendosen, Telefone mit übersichtlichen Tasten oder Einparkhilfen für Autos voranbringen. Bei der Produktion und beim Angebot von Waren müsse ein Umdenken stattfinden. Senioren bevorzugten klarer formulierte Gebrauchsanleitungen, eine praktische Bedienungsführung von Geräten und unkomplizierte Verpackungen.
Der erstaunte Zeitgenosse mag sich nun die Frage stellen, ob die Seniorenministerin die älteren Menschen für blöd hält. Einfach bedienbare Geräte und leicht handhabbare Verpackungen sind schließlich Anforderungen, die auch jüngere Menschen an Produkte stellen. Doch bisher mogeln sich die technik-begeisterten Entwickler einfach immer damit aus der Bedrängnis, dass sie so tun, als seien ihre überkomplizierten Geräte für “normale” Menschen “leicht bedienbar”. Damit werden sie aber bald nicht mehr durchkommen!
Nicht mehr durchkommen werden die Stänkerer von der Jungen Union (JU) dann auch mit ihrer Panikmache und ihren Forderungen nach einem “sozial verträglichen Früh-Ableben”. Derartige Mißfelder-Missgriffe zeugen von einem Verständnis der Gesellschaft, das den “Kampf der Generationen” an die Stelle gegenseitigen Lernens und altersübergreifender Hilfsbereitschaft setzt.
Statt eines solchen Krampfs im Kampf der JU gegen ihre “eigenen” Fossile von der nicht mehr lernfähigen Altherren-Riege rund um Helmut Kohl geht es in der Gesellschaft um gemeinsame Anstrengungen für eine menschenwürdige Zukunft. Allen liegt doch vornehmlich daran, ein angenehmes und freies Leben zu führen.
Das bedeutet indes keine völlige Gleichmacherei. Natürlich interessieren sich Rentnerinnen und Rentner im Alltag für andere Produkte als Teenager oder Studierende. Der Berger-Prognose zufolge können Güter-Gruppen wie Gesundheit künftig mit bis zu 40 Prozent Wachstum rechnen. Reisen und Hotels steigen demzufolge um über 10 Prozent. Hingegen würden Bekleidung, Schuhe und Schmuck sowie auch Unterhaltungselektronik an Gewicht verlieren.
Doch nicht nur Diskothekenbesitzer und HiFi-Studios müssen jetzt um ihre Pfründe zittern. Vor allem der Jugend-Wahn der Werbe-Branche steht damit zur Debatte. Mode für Hochbetagte wird wohl kaum ein Twen-Mannequin präsentieren können. Models mit grauem Haar und faltigem Gesicht werden die Menschen künftig wohl öfter mal anlächeln.
Lebensrealität findet öffentlich nicht statt
Die derzeitige Vergötterung der Jugend ist allerdings auch einer Verdrängung des Todes und der unangenehmen Seiten des Alterns an den Rand der Gesellschaft geschuldet. Keiner denkt gerne darüber nach, dass auch ihm der schleichende Gang in die Schlappheit, die Hilfsbedürftigkeit und Krankheit sowie am Ende irgendwann dann auch der Tod droht.
Aus dem gesellschaftlichen Alltag verdrängt haben den “Sensen-Mann” Versicherungsagenten, Gen-Forscher und Mediziner. Überaus eloquent bemühen sie sich, der Bevölkerung den baldigen “Sieg” der Technik über Krankheit und Tod anzupreisen. Das verheißene Paradies erreichen sie damit zwar nicht, wohl aber paradiesische Bedingungen für ihre Arbeit.Immerhin haben sie erreicht, dass die Lebenserwartung in Europa stark gestiegen ist. Erkaufen müssen das die betagten Bürgerinnen und Bürger jedoch mit Krankheiten wie Altersdemenz, Alzheimer oder Parkinson, mit jahrelangem Leben im Pflegeheim und mit immer mehr Operationen und Transplantationen.
All dem zum Trotz feiern in der Werbung “jugendliche” Alte fröhliche Urständ. Natürlich sind sie keine Erfindung der Werbe-Strategen. Den Verwaltungsangestellten, der nach dem Renten-Eintritt ins Internet gegangen ist und nun seinen - eher noch ein paar Jährchen älteren - Freunden zeigt, wie man dort surft, gibt es wirklich. Der emeritierte Professor, der mit Mitte 70 seine erste Internet-Seite online gestellt hat, diskutiert dort jetzt eifrig mit seinen Kollegen. Und auch die einstige Bibliothekarin, die sich im stolzen Alter von 86 zum ersten Mal an einen PC herangewagt hat, um die Gebetstexte für den Gottesdienst damit zu erstellen, ist keine Erfindung. Doch sind diese fitten “Oldies” damit zugleich auch repräsentativ für eine ganze Generation?
Egal, der Hannoveraner Keks-Erbin im Berliner Minister-Sessel geht es nicht wirklich um die Alten. Von der Leyen geht es vielmehr darum, die behäbige deutsche Wirtschaft fit zu machen für die erwartete Entwicklung. Sonst sähen die hochbezahlten Manager hierzulande am Ende selbst noch ziemlich alt aus!
Autor: Franz-Josef Hanke
© Politblog - Lizenzrichtlinien
Kommentar von Entwickler am 21. Juli um 10:42 Uhr
Ich weiche mal vom eigentlichen Thema etwas ab, da in dem Artikel etwas steht, dass mich einfach stört:
Sorry, aber ich kann es nicht mehr hören! Man sollte seine Vorurteile aufgrund von Eigenerfahrung nicht zur Tatsache erheben, ohne sich zu Fragen, was tatsächlich hinter einem Phänomen steckt.
Den technik-begeisterten Entwickler gibt es mit Sicherheit. Was für ein Glück auch, was sollten sonst auch die “technik-verachtenden”, ja “technik-verabscheuenden” Verbraucher auch zu meckern haben? Aber mit dem Gemeckere werden sie bald nicht mehr durchkommen, wir, die Entwickler, werden ihnen Autos und Computer bauen, die so kompliziert sind, dass nur noch wir sie beherrschen können und wie Helden dar stehen *ha har* und sie den ganzen Tag damit zutun haben (um mal genau so platt zu antworten).
Wer sich mal mit dem Entwicklungsprozess von technischen Produkten ERNSTHAFT beschäftigt hat, wird feststellen, dass die überwiegende Zahl der erfolgreichen Hersteller in diesem Sektor sehr wohl versuchen ihre Geräte in der Bedienung möglichst einfach zu gestalten. Dieses Ziel mag mal verfehlt werden oder die Bedienung nicht eingängig sein. Ein Grund ist z.B. die tatsächliche Komplexität einer Technik oder gelegentlich auch die noch fehlende Rückmeldung aus dem Markt, wo man sich besser positionieren kann. Das ist übrigens auch genau der Punkt. Ein Unternehmen wird sogar noch erfolgreicher sein, wenn es schafft auf einem Markt ein Produkt zu etablieren, dass gerade wegen seiner Einfachheit in der Bedienung geschätzt wird (dass wird dann von Testinstitutionen und Fachmagazienen übernommen) und so den Mitbewerbergeräten einen Vorteil gegenüber hat.
Entwickler arbeiten in den überwiegenden Fällen mit Marketingexperten in der Konzeptionsphase zusammen. Die meisten Technologieunternehmen arbeiten mit Marktanforderungsprofilen, die im Vorwege erstellt werden, und die den Benutzer, der in den allermeisten Fällen auch der Erwerber des Produktes ist, in das Zentrum rückt.
Es gibt einfach keinen, sich in die Hände feichsender Entwickler, der “hiterhältig” versucht den Leuten Geräte zu verkaufen, mit denen sie nicht klar kommen. Wenn doch, dann sind diese, Aufgrund der fehlenden Nachfrage auf den Märkten “raz faz” auch wieder vom Markt verschwungen!. Bitte! Nur mal kurz überlegen, was soll das für ein Sinn machen, anzunehmen, dass Entwickler hingehen und anderen ein Gerät bauen und verkaufen wollen, mit dem sie vorsätzlich versuchen den Benutzer zu überfordern. Woher kommt die märchenhaften Annahmen über Entwickler? Ist diese Spezies in Deutschland mittlerweile so exotisch, da sich hier kein Mensch mehr mit Naturwissenschaften beschäftigen will, dass sich um sie nur noch Fabeln und Gerüchte ranken? Auf der anderen Seite ist es aber auch ein schlechtes Zeichen für die Bevölkerung, die über technische Spielereien so erhaben sein möchte, sich unreflektiert Vorurteilen hinzugeben, wie das in diesem Artikel wieder einmal passiert ist!
Kommentar von Fahrenheit am 21. Juli um 11:43 Uhr
Also, ich finde schon, dass es eine Menge technische Geräte gibt, die nicht einfach zu bedienen sind - mitunter sind auch für einen _Techniker_ wie mich einige Geräte äusserst kompliziert, sodaß die Bedienungsanleitung herangezogen werden muß, um zumindest die Grundfunktionen eines Gerätes bedienen zu können.
Ich behaupte allerdings nicht, dass diese Geräte _extra_ kompliziert entwickelt wurden - sondern es wird deswegen kompliziert sein, weil der Markt es so will: wer nicht besser (oft verbunden mit mehr Funktionen) als die anderen ist, kann seinen Laden dicht machen.
Mal was zu der Keskstochter @v.d.Leyen: ich schaue regelmässig auf Bundestag.de um mir dort die Steckbriefe, insbesondere auch die Nebeneinkünfte anzuschauen.
Merkwürdigerweise ist die Kekstochter dort nicht vertreten…
Das denke ich auch! Und nicht zu vergessen: ihre abgrundtiefe Abneigung zu Minderbemittelten…
Kommentar von Cosmo am 21. Juli um 12:11 Uhr
Wirklich schön das ihr euch dieser populären Parteifunktionärin einmal in dieser Deutlichkeit widmet.
Miss von der Leyen erfährt sonst auch aus fremden politischen Lagern auffallend wenig scharfe Kritik
Wir hatten da auch schon mal was.
p.s.
In solchen Momenten frag ich mich ja (vllt. hab ich noch Restalkohol von gestern im Blut), warum das Politblog-Team und die Vorstände bei ‘dpa’ und ‘Reuters’ nicht die Plätze tauschen. Das Politblog-Team hat nämlich im Gegensatz zu denen wirklich ein Händchen dafür, die relevanten Themen in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken
Kommentar von pony_huetchen am 21. Juli um 12:21 Uhr
@ Entwickler
Was steht denn in dem Artikel im Widerspruch zu Deinen Ausführungen? Fakt ist doch, dass die nutzerorientierte Entwicklung von Produkten (und hier vor allem technischer Produkte) - wie Du richtig schreibst - ein aufwendiges Verfahren voraussetzt.
Das kostet Geld - unbestritten. So ist es u.a. dadurch leicht zu erklären, dass z.B. ein Fernsehgerät von Loewe, dessen Menüführung und Gebrauchsanleitung absolut “idiotensicher” ist, um einiges teurer sein muss als ein Billigimport aus dem Supermarkt.
Tatsache ist, dass man einer Menge Produkten ein benutzerfreundliches Profil anmerkt und auch feststellen kann, dass sich im Hintergrund Leute viele Gedanken gemacht haben müssen. Diese Produkte findet man aber leider immer noch fast ausschließlich im “oberen Preissegment”. (Logisch, weil da eben die Kosten für derartige Entwicklungen einfließen.)
Tatsache ist aber auch, dass es eine Fülle Produkte auf dem Markt gibt, die sowohl im Handling als auch in den Beschreibungen kaum für einen durchschnittlich begabten Menschen über 50 geeignet sind. Und das sind nicht nur “Billigprodukte”.
Dass dabei Entwickler im Hintergrund gearbeitet haben, die bewußt die Verbraucher ärgern wollen, sagt doch keiner. Vielmehr ist entweder unbedacht gearbeitet worden oder eben - was in aller Regel der Fall zu sein scheint - aus Kostengründen nicht genügend Aufmerksamkeit in die Bedürfnisse der Nutzer gelenkt worden.
Nach dem Motto: Billig produzieren für ‘ne “schnelle Mark”.
In dem Artikel findet keine grundsätzliche Technikfeindlichkeit statt - aber die Forderung, dass technische Innovation für möglichst Viele nutzbar sein sollte. Und da könnte man X Beispiele bringen, wo das nachweislich nicht der Fall ist.
Genauso könnte ich als technikbegeisterte Naturwissenschaftlerin - ja die gibt es noch in Deutschland - eine Menge Beispiele nennen, wo man die Mühe und das positive Resultat der Entwickler erkennen kann.
Ja - vom Markt verschwunden sind diese Produkte dann tatsächlich, weil sie nämlich als “Sonderangebote” für weitverzweigte Distributorenketten produziert wurden - für einen schnellen “Abverkauf”. Man schaue sich nur mal den no-name-Mist in den großen Märkten an.
Doch leider finden sich auch Produkte von “renommierten” Herstellern, die zu wünschen übrig lassen. So ist nachgewiesen, dass eine Vielzahl der “Tools”, z.B. bei Digitalkameras oder Mobiltelefonen gar nicht genutzt werden, weil ihre Besitzer die Komplexität der Möglichkeiten nicht zu erfassen in der Lage sind.
Also: Verbraucher zu blöd? Oder was läuft da schief?
Kommentar von Ingo am 22. Juli um 01:30 Uhr
Ich denke in die Jahre gekommene Menschen wägen vor dem Kauf weniger ab, wie ein Produkt in Händen zu halten in der Rentnergang ankommt, als durch allerlei Hype beeinflussbare Greenhorns in ihrem auf Konsum und Vorzeigen getrimmten Umfeld.
Die alten kennen das Spiel schon, sind nicht mehr so leicht zu formen, vielleicht auch deshalb bisher ausser Relevanz für die Industrie. Man ging bisher den geringstmöglichen Weg des Widerstands und deshalb nicht auf sie zu.
Solange mein antiquarisches Handy noch geht zieht mir so schnell kein iphone Geld aus der Tasche. Brauch ich eins? Habs nicht vermisst. Und bisher war keine Werbung in der Lage mich vom Gegenteil zu überzeugen. Aber ich wette, 90% der Leser hier wüssten adaptierte Gründe, doch Geld dafür auszugeben. Ich mache mir keine Sorgen um die Gruppe über 40 sondern unbewussten Drückern im sog. Freundeskreis.
Kommentar von Franz-Josef Hanke am 22. Juli um 22:51 Uhr
Leider ist meine Aussage, dass viele Technik-Fetischisten Geräte viel zu kompliziert konstruieren, kein Vorurteil. Vielmehr habe ich leider einige leidige Erfahrungen mit unverständlichen Bedienungsanleitungn oder viel zu vielen unnötigen Funktionen in technischen Geräten wie auch mit einem völlig unpraktischen Austausch des Drucker-Farbbands in meinem Faxgerät machen müssen. Als Vorstandsmitglied des Arbeitskreises Barrierefreies Internet (AKBI) erlebe ich immer wieder, dass technik-verliebte Webdesiggner alle Funktionen einsetzen, die sich selbst gerade erst angeeignet haben.
Sicherlich gibt es auch gute Gegenbeispiele. Schließlich wirkt der Markt da ja als Regulativ, wie der Entwickler zu Recht angemerkt hat. Doch leider gibt es auch Firmen, die dank ihrer Marktmacht schlechte Produkte en Masse verbreiten.
Ich erinnere mit an eine Tagung beim ZDF in Mainz, wo es um behindertenfreundliche Technik ging. Moderator war ein gewisser Kurt Beck. Im Saal saßen rund 200 Leute. Davon war vielleicht ein Drittel blind. Ein Viertel vielleicht hatte andere Behinderungen.
Ein nichtbehinderter Mann stand auf und wandte sich an den Chef der Deutschen Sony auf dem Podium. Er fragte, warum dessen Firma so komplizierte Video-Recorder konstruiere. Er könne sein Gerät nicht bedienen. Durch die Vielzahl der Funktionen gelinge es ihm nicht, dir richtige Zeit korrekt einzuprogrammieren. Warum - so lautete seine Frage - bringe Sony nicht auch einfachere Geräte auf den Markt?
Der Sony-Boss antwortete, der Markt wolle das so.
Der Chef von Mediamarkt widersprach ihm: Sein Unternehmen verkaufe einfach bedienbare Geräte deutlich besser als komplexe und komplizierte.
Der Sony-Mann beharte darauf, dass der Markt die komplizierten Geräte und die Vielzahl der Funktionen wolle.
Die deutliche Mehrheit im Publikum wandte sich empört gegen diese Behauptung. Blinde beklagten, dass so komplizierte Geräte für sie überhaupt nicht nurzbar seien.Au
ch Kur Beck meldete sich zu Wort. Auch er könne seinen Videorecorder nicht selbst programmieren, sage der rheinland-pfälizische Ministerpräsident, weil das Gerät zu unklar sei.
So viel zu meinen “Vorurteilen”. Hat vielleicht der “Entwickler” eines?
Egag: Wichtig ist die Tatsache, dass menschenfreundliche Bedingungen geschaffen werden müssen, damit Alter oder Behinderung niemanden einschränken. Doch barrierefreie Internet-Seiten oder andere Entwicklungen brauchen oft Jahre, um sich durchzusetzen.
Die Niederflurbusse sind aber ein gutes Beispiel dafür, dass behindertenfreundliche Technik allen nutzt: Fahrgästen, die keine Kletterpartie mehr unterhemen müssen und Gepäck oder Kinderwagen problemlos in den Bus schieben können, Busfahrern, die nicht mehr aufstehen müssen, um jemandem hinein oder hinaus zu helfen, den Verkehrsbetrieben, die dank der schnelleren Einstiegs- und Ausstiegszeiten die Umläufe auf machen Linien verkürzen konnten, und sogar den Busherstellern, die diese Technologie aus Deutschland weltweit vermarkten können.
In diesem Sinne gilt: Der Mensch muss im Mitelpunkt der technischen Entwicklungen stehen, nicht die technischen Möglichkeiten!fj
h
Kommentar von kandelaber am 23. Juli um 09:51 Uhr
Wo ist denn hier nun bitte das Problem?
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat eine Studie in Auftrag gegeben, will die relevanten Akteure stärker miteinander vernetzen und richtet eine thematisch relevante Internetseite ein. Kann man von halten, was man will. Kostet ja Geld und all die anderen Probleme und so…
Hier wird darauf dann aber ein “gezielter Griff ins Portemonnaie der Rentner”. Noch ganz knusper?
So schlecht DPA und Reuters arbeiten, würden sie sich nur noch an Pressemitteilungen der Ministerien abarbeiten, dann hätten wir ein echtes Problem mit der Medienlandschaft.
Frau von der Leyen ist kein Mitglied des Bundestags. Daher ist sie auf den Seiten der CDU/CSU-Fraktion nicht zu finden und ihre Nebeneinkünfte sind auch nicht anzeigepflichtig.
Kommentar von OhDaeSu am 23. Juli um 20:55 Uhr
also ich sehe das Problem auch nicht. wenn Frau von der Leyen sich für Produkte ausspricht, die besser für ältere Menschen konzipiert sind sehe ich daran nichts schlimmes. Klar, das ist natürlich für die Wirtschaft interessant. Na und? Die deutsche Binnennachfrage wird sich eben auf andere Bereiche konzentrieren, außerdem wird die Bevölkerung schrumpfen, da seh ich nichts verwerfliches drin, einen Wandel zu bewerben.
Kommentar von Ich frag ja nur? am 5. Oktober um 22:22 Uhr
Wieso hat Frau von der Leyen die Keksfabrik Bahlsen “im Rücken”? Laut Wiki-Artikel gehören “die Unternehmensanteile … seit 1996 Werner M. Bahlsen, Lorenz Bahlsen und Andrea von Nordeck.”
Aber Neid zieht immer, gelle?