Wie das Volk mittels Projektion das schlechte Verhalten seiner Führer kopiert
Lesenswerter Kommentar von Uzi Benziman in der Haaretz. Er bezieht sich zwar auf die israelischen Politiker, aber das Grundprinzip gilt für alle Länder.
Passend zum Thema:
Israels Führung ist kontinuierlich korrupt
Wie gesagt, Israel ist hier nur ein Beispiel. Das Prinzip funktioniert in jedem Land, und auch in den meisten anderen Ländern kümmert sich das Volk zu wenig um Interessenskonflikte und offensichtlichen Machtmissbrauch seiner Politiker und fühlt sich kaum an Rechtsvorschriften gebunden, wenn nicht einmal die eigenen Vertreter diese respektieren.
Diese Projektion ist der Grund, warum für Amtsinhaber wichtiger Positionen höhere moralische Standards angewendet werden müssen als für Normalbürger. Und damit ist zum Beispiel nicht gemeint, dass man Amtsinhaber sofort feuern sollte, wenn sie koksen oder sich mit Prostituierten vergnügen. Solange sie das Koks und die Frauen (oder im Fall unserer Kanzlerin hypothetisch Männer) selber bezahlen ist mir das eigentlich ziemlich egal. Wichtig ist dass mit Steuergeldern und Bürgerrechten kein Unfug getrieben wird, und das wäre ein Anliegen, bei dem das diese Phrase von der “Null-Toleranz-Politik” wirklich angebracht ist.
DaRockwilda
“In der Psychologie beschreibt der Ausdruck ‘Projektion’ das Verhalten von Menschenm die eigene Charakteristika auf Andere übertragen. Kinder nehmen an, dass ihr Lieblingsspiel auch das Lieblingsspiel ihrer Freude sein muss. Erwachsene glauben, dass Menschen mit dem selben Lebensstil sich auch ähnlich fühlen wie sie selbst. Dieses Denkmuster gilt auch dann, wenn ein Mensch sich mit seinen Schwächen beschäftigt. Er oder sie überträgt sie auf andere: Wenn ich ein Steuerhinterzieher bin, dann nehme ich an, dass auch mein Nachbar einer ist. Wenn ich mich vor dem Wehrdienst drücke, dann bin ich mir sicher, dass meine Freunde das auch tun.
Diese Denkweise wird im Falle von Prominenten und politischen Führern noch stärker angewandt: Wenn Menschen betrügen wollen, dann beruhigen sie ihr Gewissen mit der Annahme, dass ihre politischen Führer genauso betrügen. Wenn diese Annahme durch eine handfeste polizeiliche Untersuchung bestärkt wird, sieht das Individuum darin eine Legitimierung für eigenes korruptes Verhalten.
In den letzten Jahren haben die Bürger Israels miterlebt wie ein Premierminister in kleineren Fällen der Korruption involviert war, um sich selbst geringe finanzielle Belastungen zu ersparen. Ein anderer Premierminister erlaubt es seinen Söhnen, sich zu opfern um seinen angeblichen kriminellen Handlungen Deckung zu geben. Und ein dritter Premierminister war bei seiner Amtseinführung von Untersuchungen und Verdächtigungen bezüglich seines Verhaltens geplagt, bei denen er die Grenze zwischen persönlicher Bereicherung und öffentlichem Amt überschritten haben soll.
Solches Verhalten der Führer gibt den Bürgern grünes Licht dafür, diese Taten zu imitieren.
Dieses Klima von ‘Eine Hand wäscht die andere’, das sich auch im Steuerbehördenskandal zeigt, passt zum Bild der Likudpartei in den letzten Jahren. Die Likud von Omri Sharon; Die Likud, in denen politische Korruption in bar und am hellen Tage durchgeführt wurde. Die Likud, die den nicht korrupten Benny Begin nicht in ihren Rängen haben wollte; Die Likud (in ihrer Kadima-Version), deren letzte beiden Premierminister es ablehnten, Dan Meridor in ihre Kabinette aufzunehmen. Weil er darauf bestand, die Regeln des Anstands einzuhalten, wurde er ein Problem.
Man kann daraus nur schließen, dass der moralische Kodex der Führer eines Landes einen erheblichen Einfluss auf den moralischen Kodex seiner Bürger ausübt.
Passend zum Thema:
Israels Führung ist kontinuierlich korrupt
Wie gesagt, Israel ist hier nur ein Beispiel. Das Prinzip funktioniert in jedem Land, und auch in den meisten anderen Ländern kümmert sich das Volk zu wenig um Interessenskonflikte und offensichtlichen Machtmissbrauch seiner Politiker und fühlt sich kaum an Rechtsvorschriften gebunden, wenn nicht einmal die eigenen Vertreter diese respektieren.
Diese Projektion ist der Grund, warum für Amtsinhaber wichtiger Positionen höhere moralische Standards angewendet werden müssen als für Normalbürger. Und damit ist zum Beispiel nicht gemeint, dass man Amtsinhaber sofort feuern sollte, wenn sie koksen oder sich mit Prostituierten vergnügen. Solange sie das Koks und die Frauen (oder im Fall unserer Kanzlerin hypothetisch Männer) selber bezahlen ist mir das eigentlich ziemlich egal. Wichtig ist dass mit Steuergeldern und Bürgerrechten kein Unfug getrieben wird, und das wäre ein Anliegen, bei dem das diese Phrase von der “Null-Toleranz-Politik” wirklich angebracht ist.
DaRockwilda
Kommentar von Andreas am 9. Januar um 09:54 Uhr
diese sichtweise erscheint mir etwas zu oberflächlich. grundlegend liegt diesem verhalten eine narzißtische persönlichkeitsstörung zu grunde. man muss diese verstehen, um zu verstehen wie politiker ticken.
man muss verstehen, in wie weit narzißten sich selbst von ihren gefühlen getrennt haben, wie leer sie sind.
kleine verletzte jungs, die erwachsen spielen.
narzißmus ist grundsätzlich auch eine autoaggressive energie. narzißten spüren kein mitgefühl und können nicht moralisch verantwortlich handeln. sie haben es einfach nie gelernt. da nützt es wenig, einen verhaltenskodex einzuführen. den wird ein narzißt immer wieder zu manipulieren versuchen. solche menschen haben in der politik einfach nichts zu suchen. reife, verantwotungsbewußte menschen sollten den weg in die politik finden, doch der anteil derer glaube ich, liegt bei 1-2%
Kommentar von DaRockwilda am 9. Januar um 12:20 Uhr
@Andreas:
“grundlegend liegt diesem verhalten eine narzißtische persönlichkeitsstörung zu grunde. man muss diese verstehen, um zu verstehen wie politiker ticken”
Hm es geht hier doch um Projektion seitens der Bürger. Wenn also Politiker wie du sagst “grundlegend narzistisch” sind, dann widerspricht das doch der Grundaussage hier gar nicht, dass das Volk sich am Verhalten seiner Führer misst.
Kommentar von Andreas am 9. Januar um 15:09 Uhr
@DaRockwilda
nein, es widerspricht dem nicht, doch zur Veränderung dieses Verhaltens ist ein anderer Ansatz nötig.
Jeder, der sich korrupt verhält, sollte sich seiner narzißtischen Komponente bewußt werden. Er sollte wieder anfangen zu spüren, dass es so etwas wie Mitgefühl, Schmerz, Verletztheit gibt. Erst dann wird er aufhören, andere zu verletzen, bzw. wird anfangen, verantwortungsvoll zu handeln. Wie gesagt, da nützt kein Verhaltenskodex. Dem Narzißten mußt du sehr einfühlsam aber absolut klar seine Scheiße vor Augen führen. Das funktioniert nur in einer vertrauensvollen Beziehung, doch da diese Spezies absolut beziehungsgestört ist, kannst du dir vorstellen, wie schwierig der Weg ist. Nimm dir Bush als Beispiel.
Von daher müssen diese Leute erst mal raus aus der Politik. Sie besitzen definitiv nicht die Reife.
Kommentar von DaRockwilda am 9. Januar um 20:10 Uhr
@Andreas:
“Nimm dir Bush als Beispiel.
Von daher müssen diese Leute erst mal raus aus der Politik”
Wäre kein Problem, wenn der Kongress nicht voller gekaufter Komplizen wäre, für die eine Amtsenthebung “nicht in Frage kommt”.
http://politblog.net/internationale-politik/wie-erwartet-gehen-die-demokraten-auf-schmusekurs.htm
Ich denke ich verstehe was du meinst. Nur habe ich keine Lust darauf zu warten, bis die Narzisten in den Pöstchen sich “ihrer narzistischen Komponente bewusst werden”. Das dauert mir zu lang, also muss für mich ein äußerer Verhaltenskodex her.
Kommentar von jonnyjonetti am 10. Januar um 09:27 Uhr
@andreas
die sichtweise mit narzißmus is echt fett !
@DaRochWilda
schliese mich der meinung an das es viel zu langsam geht .
bei den demokraten sieht es so aus als seinen sie sich sicher , so und so in eineinhalb jahren wieder an die macht zu kommen .
zu tief verwurzelt ist unser system der hierachie
und klassen .
Kommentar von Allan am 16. Januar um 16:09 Uhr
israel ist Nr. 28 Auf der Korruptionsliste. Vor allen Nachbarstaaten und z. B Italien
Kommentar von DaRockwilda am 16. Januar um 16:32 Uhr
Ja und?