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Carter-Zuhörer planen Reise in die besetzten Gebiete

Im Rahmen seiner öffentzlichen Auftritte anlässlich der Veröfentlichung seines Buches “Palestine: Peace Not Apartheid” sprach der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter am 23. Januar auch an der vorwiegend von jüdischen Studenten besuchten Brandeis-Universität bei Boston.

Damals appelierte Carter an die Studenten, selbst in die besetzen palästinensischen Gebiete zu reisen um sich davon zu überzeugen, dass die von ihm beschriebenen Verhältnisse der Realität entsprechen.

Nun hat sich ein Kommitee von Studenten daran gemacht, eine solche Reise zu planen. Das größte noch zu überwindende Problem wird logischerweise die Finanzierung der Sache sein. Und hier könnte auch einer der Haken liegen, die die ganze Angelegenheit am Ende irrelevant machen könnten. Denn sollte es durch von etwaigen AIPAC-ähnlichen Finanzierern ausgeübten Druck zu einer gefilterten Sicht auf die Dinge vor Ort kommen, dann wird auch diese Reise den Studenten keinen ausgewogenen Blick auf den Nahostkonflikt verhelfen und im Gegenteil dazu verwendet werden, Carters Beobachtungen anzugreifen. Carters Friedensstiftung jedenfalls haben die Studenten schonmal kategorisch von den Geldgebern ausgeschlossen. Allerdings wollen die Organisatoren Carters Stiftung um Kontakte vor Ort und Beratung bitten.

Geplant ist auch, dass die Studenten das auf der Reise Gesehene filmen und so ihren Kommilitonen daheim näher bringen.

Um noch einmal auf die Rede am 23. Januar zurückzukommen, auch diese hätte Teil eines Dokumentarfilmes werden wollen. Der Oscar-prämierte Regisseur Jonathan Demme (Das Schweigen der Lämmer) wollte die Debatte filmen und in seinen von Carter und seinen Friedensbemühungen handelnden Dokumentationsfilm “Er kommt in Frieden” einfügen. Die Universität jedoch verweigerte ihm leider die Filmrechte.

Stimmen aus der Studentenschaft bei Brandeis zeigen derweil, dass manche der dortigen Studenten tatsächlich “noch nichts davon gehört haben, was die Palästinenser durchmachen müssen”.

Ich halte diese Geschichte für ein schönes Beispiel dafür, wie persönliches Engagement tatsächlich etwas bewirken kann. Carters Mut und Mühen waren nicht umsonst. Diese Studenten wären vielleicht ohne sein Engagement nie in diesem Maße auf das Leid der Palästinenser aufmerksam geworden.

Es bleibt abzuwarten, ob die zu erwartende “Überzeugungsarbeit” der Israellobby diese lobenswerte Initiative zunichte macht. Wenn nicht, dann bin ich sehr auf die Reaktionen der Studenten gespannt. In jedem Fall, und das ist auch das erklärte Ziel von Carter ebenso wie von Demme oder beispielsweise Mearsheimer und Walt, ist eine zunehmend in der Mitte der Gesellschaft geführte Debatte über den Nahostkonflikt und die unbedingte Unterstützung Israels mehr als wünschenswert.

Und es stimmt hoffnungsvoll, dass sich die Studenten in Brandeis wie auch immer mehr die allgemeine Bevölkerung nicht von den vorhersehbaren Attacken auf Carters Buch seitens der Israellobby täuschen lassen. Diese Attacken hatten Carter als Judenfeind und sein Buch als “neue Version von Mein Kampf” bezeichnet.

DaRockwilda
Dieser Eintrag wurde am Montag, den 5. Februar 2007 von DaRockwilda geschrieben und in die Kategorie Internationale Politik eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von Thomas am 5. Februar um 16:18 Uhr

Na das ist doch mal eine positive Nachricht. Ich hoffe auch das diese Entwicklung anhält und immer mehr, gerade junge Menschen die Initiative ergreifen und sich selbst ein Bild, nicht nur über Israel und den Nahost Konflikt machen.
Ich teile mit Dir DaRockwilda die Hoffnung das ihre finanzielle Unterstützung unabhängig und an keine Bedingungen geknüpft sein wird und das ihre Reise nicht an mangelnder finanzieller Unterstützung scheitert.

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