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Januar 2006: Billiger Versuch, Chavez als Antisemit darzustellen

Der venezolanische Präsident Hugo Chavez ärgerte das amerikanische Imperium schon lange. Er verweigert sein Land der Ausbeutung durch amerikanische Ölkonzerne und verbündet sich mit dem amerikanischen Erbfeind Fidel Castro. Durch seine Unterstützung des Irans ist Chavez zusätzlich auch den Israelis unangenehm geworden.

Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Chavez mit einer Propaganda bedacht wird, die ihn in ein schlechtes Licht rückt. Es hatte nicht ganz die Qualität der späteren Lüge des Jahres (Iran will Israel von der Landkarte tilgen), aber immerhin:


“Es begann mit einer Meldung des Simon Wiesenthal-Zentrums in Los Angeles am 04. Januar 2006, das dem venezolanischen Präsidenten vorwarf, ein alte antisemitisches Vorurteil aufgewärmt zu haben. Laut dem Zentrum habe Chavez in einer Weihnachtsansprache gesagt ‘die Welt bietet Reichtum für alle, aber manche Minderheiten, die Nachkommen der selben Leute die Jesus gekreuzigt haben, haben sich des gesamten Reichtums der Welt bemächtigt’.

Die Voice of America berichtete unverzüglich über die Anschuldigung. Dann nahmen sich rechte Kolumnisten dem Thema an. Der Daily Standard, die Internetausgabe des (vom PNAC-Mann Billy Kristol herausgegebenen und von Lockheed Martin finanzierten) Weekly Standard schrieb ‘An Heiligabend wurde aus dem christlich-sozialistischen Tenor von des venezolanischen Präsidenten Chavez plötzlich Antisemitismus.

Dann griffen eher dem Mainstream zugehörige Medien die Meldung auf. ‘Chavez greift Juden (…) an’ schrieben die New York Daily News. Eine Kolummne in den Los Angeles Times nannte Chavez ‘ein Widerling und Tyrannenfreund’. Der Kolumnist des Wall Street Jornal bezeichnete Chavez’ Worte als einen ‘hässlichen antisemitischen Ausfall’.

Es leuchtet ein, warum die Chavez zugeschriebenen Worte Empörung auslösten. Immerhin sind Beschreibungen der Juden als eine reiche Minderheit die ‘Christus gekreuzigt hat’ seit Jarhzehnten antisemitisches Schießpulver. Aber die Chavez-Kritiker haben beinahe gleichförmig ausgewählte und sogar verfähschende Bearbeitungen verwendet, um Satzteile zu entfernen, die Chavez Worte in einem anderen Kontext dastehen lassen.

Hier ist eine Übersetzung des vollständigen Teils der Rede von Chavez:

‘Die Welt bietet jedem genug. Aber ein paar wenige Minderheiten - die Abkömmlinge derer die Christus gekreuzigt haben, die Abkömmlinge derer die (Simon) Bolivar von hier vertrieben und ihn wenn man so will in Kolumbien gekreuzigt haben - haben sich der Reichtümer der Welt bemächtigt. Eine Minderheit hat sich dem Gold, dem Silber, den Mineralien, dem Wasser und den guten Landstücken, dem Öl bemächtigt und alle Reichtümer in den Händen weniger vereint. Weniger als 10% der Weltbevölkerung besitzt mehr als die Hälfte des Reichtums der Erde’.

Das größte Problem mit der Idee, Chavez Rede sei ein antisemitischer Angriff ist die Tatsache, dass Chavez deutlich impliziert dass die ‘Nachkommen derer die Christus gekreuzigt haben’ die selben Leute sind wie die ‘Nachkommen derer die Bolivar von hier vertrieben haben’. So sagte der amerikanische Rabbi Arthur Waskow, der den Vorwurf gegen Chavez kritisiert, der Associated Press: ‘Ich kenne niemanden der den Juden vorwirft, Bolivar bekämpft zu haben’. In der Tat kämpfte Bolivar gegen die Regierung von König Ferdinand dem 7. von Spanien, der bei seiner Amtseinführung 1813 die antisemitische spanische Inquisition wieder einführte. Laut der Jewish Virtual Library, war es ein jüdischer Sympathisant, der Bolivar und seiner Familie nach seiner Flucht aus Venezuela in Curacao Unterschlupf gewährte.

Die meisten der Angriffe auf Chavez hatten den Bezug auf Bolivar komplett entfernt. Das Wiesenthal-Zentrum entfernte den Ausdruck sogar ohne die Aussparung zu kennzeichnen, was gleichbedeutend mit einer Fälschung ist.

Wie Waskow weiter ausführt redet das Evangelium davon, dass ‘das römische Imperium und römische Soldaten Jesus kreuzigten’. Während es zwar richtig ist, dass Antisemiten oft den Juden vorwefen, Jesus getötet zu haben, ist es nich fair jedem der die Kreuzigung erwähnt einen Angriff auf Juden vorzuwerfen.

Dass Chavez’ Kommentar Teil irgendeiner antisemitischen Kampagne war, wird direkt von einem Brief bestritten, den die Confederation of Jewish Associations of Venezuela dem Wiesenthal-Zentrum geschickt hat: ‘Wir glauben nicht dass der Präsident von Juden gesprochen hat. Sie haben auf eigene Faust gehandelt, ohne uns (venezolanische Juden) zu befragen, und bei einem Thema das ihr nicht versteht und von dem ihr nichts wisst’.”



Dieser letzte Teil bringt es auf den Punkt: Dieses hysterische und inflationäre Gerschreih vom ständigen und überall sich manifestierenden Antisemitismus ist nicht im Interesse der Juden überall auf der Welt. Es ist genau dieses Verhalten gepaart mit der bedingungslosen Unterstützung israelischer Unrechtspolitik, die vermehrt Juden in den USA und in Großbritannien dazu veranlasst, sich von den örtlichen Judenvertretungen zu emanzipieren und zu betonen, dass diese Israelapologeten und Antisemitismus-hinter-Allem-Vermuter nicht die gesamten Juden repräsentieren.

Abgesehen von diesem Punkt ist diese Meldung ein erstklassiges Beispiel dafür, wie manche Mitglieder der Massenmedien gewillt sind, den durschnittlichen Medienkonsumenten mit verfälschender und diskreditierender Propaganda zu blenden und auf eine gewünschte politische Linie (wie hier die Abneigung gegen Chavez) einzuschießen. Dass solche in die Welt gesetzten Lügen zu weitaus schlimmerem benützt werden können als nur der Diskreditierung eines Politikers, zeigen der Fall Irak und Iran überdeutlich.

DaRockwilda
Dieser Eintrag wurde am Mittwoch, den 7. Februar 2007 von DaRockwilda geschrieben und in die Kategorie Internationale Politik eingeordnet. Du kannst alle Kommentare zu diesem Artikel mit dem RSS 2.0 Feed beobachten. Du kannst eine Antwort hinterlassen, oder durch einen Trackback auf diesen Artikel verlinken.
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Kommentar von winfried aus chemnitz am 7. Februar um 13:52 Uhr

Das Wort Aldisemit leitert wirklich zu Gänze aus!
Ich kann auch keine Aldisemiten leiden die noch mit einem großen A auf ihre Werbetüte dafür werben!

Das Juden ihren jüdischen Jesus tot haben wollten und lieber ihren Bösewicht Barabas ist ihen verziehen und vergessen und vergeben!

Das die Macher des Geldes in NY die Inuit sind wei ja nun auch schon Jeder!

Vielleicht wollen die Aldisemiten auch nur einfach Einkaufen gehen und nicht mehr jede Lüge umsonst bekommen -wen man die GEZ mal abzieht?

Gäbe es nicht ganz Normale Leut` bei den Juden - wie bei www.Freace.de - so könnte man schon aus lauter Trotzigkeit zum Aldisemiten werden!

Kommentar von Manni am 7. Februar um 19:25 Uhr

@Winfried den alten Aldisemiten: Polemik Pur, wirklich lustig :)

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